Für das Fan-Auge fast unsichtbar
Sie gehören zum Team hinter dem Team, arbeiten für die Augen der Fans fast unsichtbar. Ohne sie würde im Profi-Eishockey aber nichts funktionieren. Sie arbeiten in den Katakomben der Arenen und Stadien, in stickigen Kabinen und in schwülwarmen Wäscheräumen. Der Spielrhythmus der Mannschaft ist auch ihr Arbeitsrhythmus, geht aber meist noch weit darüber hinaus. Als Betreuer einer Eishockeymannschaft lebt man für den Job – muss man für den Job leben, ihn lieben. Zu jeder Trainingseinheit gilt es bereit und bei jedem Spiel vor Ort zu sein. Stundenlange Auswärtsfahrten im vollgepackten Sprinter gehören genauso dazu wie die ständige Abrufbereitschaft, sollte irgendwo Not am Mann sein.
„Kurze Nächte, lange Tage“, beschreibt Matthias Hammerl seinen Job-Alltag, der sehr zeitintensiv ist. Der 36-Jährige arbeitet in seiner sechsten Saison bei den Adlern als Equipment-Manager, war zuvor beim Ligakonkurrenten aus Nürnberg tätig. „Wichtig ist eine strukturierte und gut organisierte Arbeitsweise. Gerade bei einem großen und professionell geführten Club wie den Adlern“, würde ohne Listen, dem nötigen Weitblick und ständigem Austausch mit den Kollegen wohl das Chaos regieren.
Denn das Aufgabengebiet ist vielfältig, reicht vom Lebensmitteleinkauf für das Frühstück bis hin zu hausmeisterlichen Tätigkeiten in den Spielerwohnungen. „Auch wenn es Probleme mit dem Auto gibt, werden wir gerufen“, erzählt Hammerl. Sauberkeit und Ordnung, Reparatur- oder Änderungsarbeiten an der Ausrüstung, Schlittschuhe schleifen oder das Einrichten der Spielerbank mit Schläger, Schnürsenkel, Tape, Messer oder Schere fallen ebenso in den Zuständigkeitsbereich des Betreuerteams wie das Waschen und Trocknen der Trikots. „Ich hätte früher nie gedacht, dass ich täglich mal 50 Handtücher zusammenlegen würde“, sagt Hammerl angesichts von rund 100 Wäscheladungen - Industriemaschinen wohlgemerkt - pro Woche. „Die Spieler kommen auch mal mit ihren Problemen, Sorgen, Nöten und Wünschen zu uns. Unsere Arbeit ist sehr vielseitig, bietet jeden Tag neue Herausforderungen“, schätzt Hammerl diese Abwechslung. Einen gewöhnlichen Bürojob kann er sich nicht vorstellen.
Arbeit geht nie aus
Insgesamt kümmern sich neben ihm noch die Kollegen Thomas Foith und der Teambetreuer Hermann Frank um das Wohl der Spieler, und das fast 365 Tage im Jahr. Denn spätestens im April beginnen die Planungen für die neue Saison. Diese ziehen sich über den gesamten Sommer und somit in eine Zeit, in der ein Großteil der Fans keinen einzigen Gedanken an Eishockey verschwendet. „Da hat es draußen dann 30 Grad und wir stehen hier in der Eishalle. Da wir auch im Sommer Eis haben, verbringen wir insgesamt neun bis zehn Monate im Jahr in der SAP Arena.“
Selbst in der eishockeyfreien Zeit geht die Arbeit nie aus. „Es geht an die Bestellungen der neuen Klamotten und Ausrüstungen. Das muss im Vorfeld eng mit den Spielern abgestimmt werden, da hier jeder einen anderen Bedarf hat. Wenn die Sachen geliefert werden, gibt es schon mal Tage, an denen zwei bis drei Pakettrucks bei uns vor der Tür stehen. Das muss dann alles ausgepackt, sortiert und verstaut werden.“
Kuriose Anekdoten
Dabei gibt es für den Beruf des Mannschaftsbetreuers keine Ausbildung. „Vieles beruht hier auf Erfahrungswerten“, ist der gelernte Ergotherapeut froh, schon einmal für fünf Jahre in Nordamerika gearbeitet zu haben. „Auch für die Sprache ist das nicht schlecht, denn in Deutschland wird in der Kabine ebenfalls Englisch gesprochen.“
Neben all den Anstrengungen bringt so ein Job, der nahe an der Mannschaft dran ist, aber auch einige lustige Anekdoten hervor. „Da gibt es Spieler, die ihren Schlägern Namen geben oder immer zur gleichen Zeit eine Rolle Tape gereicht bekommen wollen. Manch einer ernährt sich am Spieltag auch nur von Olivenöl, Balsamico und Brot oder möchte, dass wir den Spielschläger auswählen“, weiß Hammerl zu berichten.
Mit einigen Jahren Berufserfahrung sammelt sich so allerhand Kurioses an. Zeit, sich diese und andere Geschichten zu erzählen, hat das Betreuerteam spätestens auf dem Weg zum nächsten Auswärtsspiel. Wenn sich der vollgepackte Adler-Sprinter auf einen weiteren der insgesamt rund 25.000 Kilometer pro Saison macht.



