Teamcheck: ERC Ingolstadt
Lange Zeit war es ruhig um den ERC Ingolstadt. Bis auf den Fall Timo Pielmeier, der im Sommer für Schlagzeilen sorgte, gab es über den Vorjahressiebten kaum etwas zu lesen. Erst in letzter Sekunde vermeldeten die Bayern ihre Saisonteilnahme. Noch im November war der Kader weder wettbewerbs- noch konkurrenzfähig, da gut ein Drittel des spielenden Personals fehlte. Doch dann flatterte eine Ingolstädter Verpflichtung nach der anderen in die Medienhäuser Deutschlands. Und plötzlich gilt der ERCI als Geheimfavorit auf den Titel.
Sportdirektor Larry Mitchell darf gut und gerne als Taktikfuchs bezeichnet werden. Denn der 53-jährige Deutsch-Kanadier bewahrte ob der großen Ungewissheit über die Saisonteilnahme die Ruhe und wartete bis auf den letzten Drücker, um die offenen Stellen im Kader zu besetzen. Wirft man nun einen Blick auf die Mannschaft der Ingolstädter, scheint Mitchells Taktik aufgegangen zu sein. Nicht umsonst spricht der ehemalige Cheftrainer vom stärksten Kader, den er je in der DEL hatte.
Nach der Suspendierung von Timo Pielmeier, der sich im Sommer weigerte, auf Gehalt zu verzichten, und dem Karriereende von Jochen Reimer bilden mit Michael Garteig und Nicolas Daws zwei neue Goalies das Torhütergespann der Ingolstädter. Garteig spielte zuletzt bei Tappara in der finnischen Liga, hatte dort die beste Fangquote aller Keeper. Daws hingegen steht erstmals in seiner jungen Karriere im Kader einer Profimannschaft, kommt dafür aber als U20-Weltmeister mit Kanada an die Donau.
Asse für Defensive
Für die Abteilung Defensive schüttelte Mitchell gleich drei Asse aus dem Ärmel. Denn mit Morgan Ellis, Ben Marshall sowie Mathew Bodie lotste der Sportmanager Verteidiger nach Ingolstadt, die allesamt über KHL-Erfahrung verfügen. Mindestens genauso gut klingen die neuen Namen in der Offensive: Frederik Storm spielte in der vergangenen Saison noch für Malmö in Schweden, Brandon DeFazio stürmte in der KHL und der erst 24-jährige Finne Petrus Palmu ging zuletzt in seinem Heimatland für Jyväskyla auf Torejagd. Hinzukommen mit Louis-Marc Aubry, Justin Feser und Daniel Pietta drei Akteure, die sich in der PENNY DEL bereits bewährt haben. Vervollständigt wird die Riege der Neuzugänge durch den jungen Enrico Henriques-Morales, der zuletzt mit der DEB-Auswahl an der U20-Weltmeisterschaft in Edmonton teilnahm, sowie dem Ex-Mannheimer Samuel Soramies, der den nächsten Schritt in seiner Karriere gehen und sich im deutschen Eishockey-Oberhaus etablieren möchte.
Gelingt es Cheftrainer Doug Shedden, ein Meister seines Fachs, aus der neu formierten Truppe eine eingeschworene Einheit zu formen, werden die Ingolstädter ein Wörtchen im Kampf um den Titel mitreden. Und wer weiß, vielleicht spricht Mitchell dann am Ende der Spielzeit 2020/21 von der ersten Meistermannschaft, die er zusammengestellt hat.
Fakten
Kleiner ist keiner: Der Finne Petrus Palmu ist mit 1,68 Meter Körpergröße der kleinste Feldspieler der DEL.
Panther Power: Ingolstadt hat nach den ersten vier Partien mit 260:165 Schüssen das beste Schussverhältnis aller DEL-Teams. Von den 260 Schüssen kamen 167 Schüsse beim gegnerischen Torhüter oder im Tor an, wurden nicht geblockt oder gingen vorbei – so viele wie bei keiner anderen Mannschaft.
Punkt für Punkt: Die Adler haben in den letzten 14 Spielen gegen Ingolstadt immer gepunktet. Vor über drei Jahren blieb Mannheim zuletzt gegen die Panther ohne Zählbares: ein 4:3-Heimsieg des ERCI am 08. Dezember 2017.
Foto: City Press