Teamcheck: Krefeld Pinguine
Als wären die Umstände der Corona-Saison nicht schon für alle besonders und herausfordernd genug, erleben die Krefeld Pinguine die wahrscheinlich aufreibendste Spielzeit in ihrer Geschichte. Eine neue Hauptgesellschafterin, ein neuer Geschäftsführer und Sportdirektor, ein neuer Trainer, zahlreiche Spielerwechsel und sogar ein neues Logo – die Sommer- und Herbstmonate waren bei den Pinguinen alles andere als ruhig. Allerdings kehrte auch mit Saisonbeginn im Dezember keine Ruhe im Club ein.
Noch bevor überhaupt ein einziges Spiel ausgetragen wurde, verabschiedete sich Ende Oktober der wenige Monate zuvor neu eingesetzte Geschäftsführer Roger Nicholas und übergab an den erst 24-jährigen Sergey Saveljev, der zuvor schon als sein Assistent und Leiter im Bereich Scouting fungierte. Auch auf der Trainerposition gab es frühzeitig einen Wechsel. Glen Hanlon kehrte nach den ersten Spielen im Rahmen des MagentaSport-Cups Ende November in seine Heimat zurück. Interimsweise übernahm Mihails Svarinskis das Amt. Ihm stand mit Boris Blank ein langjähriger DEL-Stürmer zur Seite, der von 2005 bis 2014 für die Pinguine die Schlittschuhe schnürte.
Beim spielenden Personal herrschten ähnliche Verhältnisse. Der Erstrundendraftpick der Carolina Hurricanes aus dem Jahr 2018, Dominik Bokk, unterschrieb noch einen Aufhebungsvertrag, bevor er eine einzige Partie für Krefeld bestritten hatte. Kris Foucault, der aus Ingolstadt gekommen war, entschied sich für einen Wechsel nach Berlin, Eugen Alanov zog die Düsseldorfer EG vor, Wade Bergman Augsburg und Colin Smith wechselte nach Schweden. Der letztjährige Kapitän Torsten Ankert verabschiedete sich Anfang Dezember Richtung Iserlohn. Überschattet von Gerüchten um die wirtschaftliche Lage der Pinguine boykottierte ein Großteil der Mannschaft das Warmup im Vorfeld einer Partie. Die Spannungen zwischen Spieler und Management waren nicht wegzureden, auch wenn die Pinguine bemüht waren, die Situation zu retten.
Zu viele Baustellen
Doch auch in den folgenden Wochen verkam der Sport zur Nebensache. Mit Mike Schmitz und Alexander Boyarin verließen zwei weitere Akteure den Club, Brett Olson, Constantin Braun, Filips Buncis und Martins Karsums ergänzten dagegen den Kader. Mit Philipp Mass aus der Red Bull Akademie in Salzburg und Torhüter Nikita Quapp stießen zwei weitere junge Talente zum Team. Doch sportlicher Erfolg wollte sich ob der vielen Querelen nicht einstellen. So gab der Club Ende Januar die Trennung von Svarinskis bekannt. Eine gute Woche später stand mit Clark Donatelli der Nachfolger fest. Die Wende sollte dennoch nicht gelingen. So entschieden sich auch Alex Trivellato sowie zuletzt Karsums und Ivan Petrakov, nicht weiter für die Pinguine spielen zu wollen. Letzterer sah sich persönlichen Anfeindungen in sozialen Netzwerken ausgesetzt, die die Grenze des Zumutbaren überschritten hatten.
Erschwerend zu all diesen Umständen kommt die schwierige sportliche Situation hinzu. Aus bislang 35 Partien holten die Pinguine lediglich vier Siege. Der Punkteschnitt von 0,43 bedeutet den letzten Rang im Norden. Sowohl die 61 geschossenen Tore als auch die 156 Gegentore sind Liganegativrekord. Die Unterzahlquote von 66,94 Prozent ist inakzeptabel und das Powerplay löst mit 15,50 Prozent auch keine Begeisterungsstürme aus. Dass das Thema Playoffs bei den Seidenstädtern schon lange kein Thema mehr ist, muss eigentlich nicht explizit erwähnt werden. Zu den wenigen Lichtblicken zählen sicher Artur Tyanulin, Olson und Lucas Lessio. Das Trio ist für rund die Hälfte aller Treffer verantwortlich. Auch Rookie Alexander Blank, 19-jähriger Sohn von Boris Blank, macht seine Sache nicht schlecht. Dennoch gehört die Saison 2020/21 sicher zu jenen, die es aus Krefelder Sicht schnell zu vergessen gilt.
Fakten
Tiefes Loch: Krefeld hat die vergangenen 13 Partien verloren.
Kaum Abschlüsse: Nur die Iserlohn Roosters haben weniger Schüsse auf das gegnerische Tor gebracht als der KEV.
Lichtblick: Die Pinguine sind nach Mannheim und Bremerhaven die drittbeste Mannschaft am Bullypunkt.
Foto: City-Press