Rauma: Märchenhaft und hölzern
Verwinkelt, reich verziert, märchenhaft, zusammenhängend und vor allem eines: hölzern. Die Altstadt von Rauma ist in vielerlei Hinsicht sehenswert. 600 Holzhäuser, allesamt mit historischen Namen versehen, bilden den rund 340 Jahre alten Ortskern der heute rund 40.000 Einwohner fassenden Stadt im Südwesten Finnlands. Mit einem nur schwer verständlichen Dialekt, dem Ostseezugang und einem kleinen Hafen hat die drittälteste Stadt Finnlands jede Menge mehr zu bieten. Außerdem wird hier schon lange und erfolgreich Eishockey gespielt.
Mit der Gründung 1936 blickt Rauman Lukko auf eine lange Tradition zurück. Und auch wenn nicht zahllose Titel die Clubhistorie schmücken, so kann Lukko auf unzählige Erstligajahre, vier dritte Plätze und zwei Meisterschaften Stolz sein. Als amtierender finnischer Champion brauchen sich die Blau-Gelben im Kampf um die Champions-Hockey-League-Krone sicher nicht zu verstecken. Zumal die europäische Königsklasse kein Neuland für Rauma ist. Bereits zum vierten Mal nimmt Lukko, das übersetzt so viel wie Türschloss bedeutet, am Wettbewerb teil. 2015 ging die Reise bis ins Viertelfinale, 2016 bis in die Vorschlussrunde. „Wir wollen in jeder Hinsicht hart auftreten und erfolgreich sein. Allerdings musst du in der CHL sehr viel für den Erfolg leisten. Wir müssen in der Lage sein, uns selbst ständig zu verbessern“, erwartet Headcoach Marko Virtanen, der die Mannschaft erst im Sommer übernommen hat, schwere Duelle.
„Finnische Teams gelten gemeinhin als gute Schlittschuhläufer. Wir werden um jeden einzelnen Puck sehr hart kämpfen müssen. Lukko spielt sehr gut in ihrem System und verfügt über sehr viel individuelle Klasse“, gehen die Erwartungen von Adler-Trainer Pavel Gross in dieselbe Richtung. Beim Blick auf den Kader der Südfinnen fällt vor allem das junge Durchschnittsalter von etwas mehr als 24 Jahre auf – viel Talent demnach in den Reihen von Virtanen. Allerdings weckte die Meisterschaft einige Begehrlichkeiten. Mit Daniel Audette, Robin Press und Eetu Koivistoinen verließen die drei Topscorer den Club, die es zu ersetzen gilt. Damit wächst der Druck unter anderem auf Stürmer Pavol Skalicky und Verteidiger Vili Saarijärvi, die mit 25 beziehungsweise 24 Jahren bereits Führungsrollen übernehmen sollen.
Junge Defensive
Im Tor steht mit Lassi Lehtinen der erst 22-Jahre alte Meistergoalie der vergangenen Saison zwischen den Pfosten. Mit Samuel Jukuri bekam er einen neuen Partner, mit dem er gemeinsam die insgesamt recht unerfahrene Defensive führen soll. Mit Ausnahme von Neuzugang Matthew Abt und Samuli Piipponen sind die restlichen sechs Verteidiger im Schnitt 21,67 Jahre alt. Im Angriff soll unter anderem der Däne Michael Haga für die nötigen Tore sorgen. Der 29-Jährige konnte sein Potenzial in den vergangenen fünf Jahren in Schweden unter Beweis stellen. Auch Routinier Anrei Hakulinen, mit 31 Jahre der teamälteste Spieler, soll nach Möglichkeit an seiner Ausbeute von 39 Punkten in 65 Partien anknüpfen. Ähnliches wird von Rückkehrer und Kapitän Arttu Ilomäki erwartet, der in seiner bislang letzten Saison für Lukko 2019 51 Punkte in 67 Partien sammelte.
Das Jahr nach einer Meisterschaft ist nie ein leichtes, das haben auch die Verantwortlichen in Rauma schon zu spüren bekommen. In Rauma, dessen verwinkelte, reich verzierte und märchenhafte Altstadt zu verzaubern weiß. In Rauma, der drittältesten Stadt Finnlands, die mit einem unverständlichen Dialekt selbst Einheimische vor Probleme stellt. In Rauma, wo aber schon lange erfolgreich Eishockey gespielt wird.