Gegnercheck: Grizzlys Wolfsburg
Mitnichten erinnert man sich aus Adler-Sicht gerne an die Grizzlys der vergangenen Saison. Denn die Wolfsburger schickten Mannheim im Halbfinale in den Urlaub und beendeten die Titelambitionen der Gross-Truppe. Zwar mussten sich die Grizzlys im anschließenden Finale Berlin geschlagen geben, dennoch kann im Lager der Niedersachsen von einer erfolgreichen Saison gesprochen werden.
Es war allerdings keine perfekte Spielzeit. Trainer Pat Cortina und das Team fanden oftmals und lange nicht zusammen. Zu defensiv war die Systemvorgabe, zu offensiv zusammengestellt das Team. Erst spät lenkte Cortina ein, gerade noch rechtzeitig, um als Drittplatzierter des Nordens den Sprung in die Playoffs zu schaffen. Als das erste Finalspiel gewonnen werden konnte, hatten die Grizzlys bereits eine Hand am Pott, doch zum ganz großen Coup fehlten am Ende ein paar Prozent. Das Gute: Nach den Erfahrungen aus dem Vorjahr hatte Manager Charly Fliegauf Ansatzpunkte für Änderungen. „Grundsätzlich soll sich der Spielstil etwas ändern. Wir möchten aggressiver und intensiver agieren“, erklärte er gegenüber der Eishockey NEWS, warum mit Mike Stewart ein neuer Trainer hinter die Bande geholt wurde.
Am Torhütertandem Dustin Strahlmeier und Chet Pickard wurde nichts geändert. Strahlmeier, der in dieser Woche seinen Vertrag bis 2025 verlängert hat, hat die Nase dabei leicht vorne. Mit 92,4 Prozent beziehungsweise 90,9 Prozent Fangquote halten aber beide auf sehr solidem Niveau. In der Verteidigung beendete Jeff Likens seine Karriere. Der nun 36-Jährige war seit 2008 in Deutschland aktiv, stand in den vergangenen acht Jahren für die Grizzlys auf dem Eis und gehörte zum Kreis der Führungsspieler. Für ihn kam der KHL- und SHL-erfahrene Kanadier Jordan Murray. Außerdem soll Ex-Adler und Rückkehrer Björn Krupp die Defensive der Niedersachsen zusätzlich stabilisieren. Mit Dominik Bittner und Janik Möser finden sich nach wie vor weitere Akteure mit Mannheimer Vergangenheit in den Wolfsburger Reihen. Vielspieler Julian Melchiori und Philip Bruggisser, torgefährlichster Verteidiger der Grizzlys im letzten Jahr, komplettieren den Defensivverbund.
Plan anscheinend aufgegangen
Den größten Umbruch gab es im Angriff. Fünf Abgänge stehen sechs Neuzugängen gegenüber. Besonders die Verluste der beiden Topscorer Max Görtz und Matti Järvinen sowie die Abschiede von Vorbereiter Mathis Olimb und dem abgezockten Pekka Jormakka schmerzen. Mit dem 30-jährigen Kanadier Chris DeSousa ging Fliegauf aber ein neuer Topscorer ins Netz, der aus Finnland gekommene Trevor Mingoia bewies bislang sein gutes Auge für den Mitspieler. Darren Archibald soll das physische Element stärken, während Thomas Reichel, Bruder von Erstrundendraftpick Lukas, und Luis Schinko neben Jan Nijenhuis die U23-Positionen besetzen. Der Ende August verpflichtete Erstreihencenter Tyler Gaudet konnte aufgrund einer Oberkörperverletzung bislang noch kein Spiel für seinen neuen Club bestreiten. Ob der 28 Jahre alte Angreifer, der von den Toronto Marlies kam, am Freitag mit von der Partie sein wird, ist ebenso noch offen wie ein Einsatz von Fabio Pfohl nach dessen Coronaerkrankung.
Nach den ersten sechs Partien scheint der Plan von Trainerteam und Management aufgegangen zu sein. Das an sich starke Team der letzten Saison wurde klug verstärkt und so rangieren die Wolfsburger derzeit hinter München auf Platz zwei. Fünf Spiele wurden gewonnen, lediglich sieben Gegentore mussten sie schlucken und mit 17 eigenen Treffern scheint auch in der Offensive alles im Lot zu sein.