10.02.2023

Hecht: „Erfahrung spielt eine große Rolle“

Hecht: „Erfahrung spielt eine große Rolle“

Knapp 900 NHL-Partien, weit über 400 DEL-Einsätze, drei deutsche Meisterschaften mit den Adlern, dazu zahlreiche Berufungen in die Nationalmannschaft für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele: Jochen Hecht ist definitiv einer der größten deutschen Eishockeyspieler und als gebürtiger Mannheimer das sportliche Aushängeschild der Stadt. Nachdem der heute 45-Jährige bereits in der vergangenen Saison erste Erfahrungen als Co-Trainer hinter der Bande gesammelt hat, bildet er in der aktuellen Spielzeit gemeinsam mit Headcoach Bill Stewart und Co-Trainer Marcel Goc dauerhaft das Trainergespann der Adler. Im Interview spricht der ehemalige Stürmer unter anderem über seine ersten Eindrücke und die Umstellung vom Spieler zum Trainer.

Jochen, nachdem du in der vergangenen Saison noch recht kurzfristig und eher für nur kurze Zeit Co-Trainer bei den Adlern warst, hast du dieses Amt nun bereits deutlich länger inne. Welche Erfahrungen hast du gemacht, welche Eindrücke gewonnen?

Die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam funktioniert sehr gut. Wir sind auf einer Wellenlänge, haben oftmals dieselben Vorstellungen davon, wie wir spielen, wie wir mit manchen Situationen umgehen wollen. Wir haben verstehen uns entsprechend gut und haben viel Spaß gemeinsam. In Momenten, in denen wir unterschiedlicher Meinung sind, kann jeder seine Sicht der Dinge erklären. Wir tauschen uns gut und häufig aus. Auch die Beziehung zu den Spielern passt und wir sind angesichts des zweiten Tabellenplatzes auch nicht allzu schlecht unterwegs. Dieser Erfolg macht das Arbeiten selbstredend bedeutend einfacher.

Hattest du während deiner aktiven Karriere jemals daran gedacht, Trainer zu werden?

Eigentlich nicht. Das Traineramt stand nie ganz oben auf meiner Prioritätenliste. Ich wollte nach meiner Zeit als Spieler zunächst Abstand vom Eishockey gewinnen. Vom Training, vom Spielrhythmus. Irgendwie bin ich in diese Position nach und nach reingerutscht. Inzwischen kann ich mir aber vorstellen, den Job auch weiterhin auszuüben.

Hattest du in irgendeiner Art Vorstellungen davon, was dich als Trainer erwarten wird?

Konkrete Vorstellung hatte ich nicht. Ich habe aber recht schnell gemerkt, dass Erfahrung eine große Rolle spielt. Es ist ein immenser Unterschied, ob ich am Anfang einer Saison vor 20 Leuten stehe, ihnen etwas erkläre, vorgebe oder ich das nach einigen Monaten tue. Inzwischen weiß ich deutlich besser meine Meinung zu vertreten, weiß wie wichtig punktgenaue Ansagen sind, die kein Interpretationsspielraum lassen. Man wird selbstbewusster.

Wo hast du dir Tipps für das Trainersein geholt?

Zum einen steht da natürlich der Austausch mit Bill und die tagtägliche Erfahrung. Ich kann mich aber auch noch an meine Zeit als Spieler erinnern und dann habe ich direkt ein paar Beispiele im Kopf, von denen ich viel gelernt habe. Entsprechend versuche ich diese Art, diese Mittel ebenfalls zu verwenden. Andererseits hatte ich auch Trainer, bei denen mir manche Dinge nicht gefallen oder nichts gebracht haben. Hier möchte ich nicht dieselben Fehler machen. Wichtig ist, authentisch zu bleiben. Bill hat Marcel und mir von Anfang an viel Vertrauen vermittelt und uns selbständig machen lassen.

War die Umstellung bei der Spielbetrachtung aus Sicht eines Spielers zu der eines Trainers eine große?

Nein. Sicher, zu Saisonbeginn, wenn man die eigenen Spieler und die Gegner noch nicht so gut kennt, noch die Match-Ups sucht, ist es ein wenig mehr Arbeit, aber wir haben eine gute Aufteilung unter uns Trainern, helfen uns gegenseitig. Ich habe überwiegend die Verteidiger im Blick, Marcel die Stürmer. Der einzige große Unterschied ist, dass wir als Trainer durch die Videoanalyse das gesamte Spiel im Nachgang viel langsamer erleben und wirklich jedes Detail auffällt. Manchmal kann das sehr ermüdend sein, wenn Kleinigkeiten zu Toren, Fehlern oder verlorenen Zweikämpfen führen.