06.12.2023

Holzer: „Niemand kann sich zurücklehnen“

Holzer: „Niemand kann sich zurücklehnen“

Korbinian Holzer gehört mit seinen 35 Jahren zu den Routiniers im Mannheimer Kader. Der Verteidiger hat viele Jahre in Nordamerika gespielt, gilt als absoluter Führungsspieler. Im Interview spricht Holzer über die aktuelle Situation der Adler.

Korbinian, du bist schon seit einigen Jahren im Eishockey unterwegs, hast die eine oder andere sportliche Krise miterlebt. Was passiert in dieser Phase in oder mit einer Mannschaft?

Es ist immer schwierig für alle Beteiligten. Als Mannschaft, als Spieler, sind wir dafür verantwortlich, was auf dem Eis passiert. Wir haben unsere Vorgaben nicht gut genug umgesetzt bekommen. Irgendwann greifen die allgemeinen Mechanismen im Sport. Niemand will, dass jemand seinen Job verliert. Da kommen gewisse Emotionen hoch, schließlich hat man mit dem Trainer begonnen, etwas aufzubauen. Auch eine Beziehung, die über das Sportliche hinausgeht. Das muss jeder verarbeiten, denn leider ist das einfach Teil des Business. Es gilt, in die Zukunft zu schauen, denn die Saison ist noch lang. Es wäre den Kollegen, dem Club, den Fans gegenüber nicht fair, dem Neuen keine Chance zu geben. Schließlich ist noch viel Eishockey zu spielen.

Vergangene Woche übernahm mit Dalls Eakins ein neuer Cheftrainer. Wie nimmt das Team einen solchen Wechsel auf?

Als Spieler bist du nun noch mehr in der Verantwortung. Alles wird für jeden auf Null gesetzt, jeder wird neu herausgefordert, das Beste zu geben. Es ist eine Art zweiter Saisonstart. Es ist gerade erst Dezember, wir haben noch mehr als die Hälfte der Hauptrunde vor uns. Wir können nichts abschenken. Wir haben so viel Potenzial in der Kabine, dass es an uns liegt, die Sachen richtig umzusetzen. Auch wenn es nach einer Floskel klingt, müssen wir einfach jeden Tag, in jedem Training hart arbeiten, die richtigen Sachen forcieren.

Du kennst Dallas seit vielen Jahren. Was ist er für ein Typ?

Dallas ist ein Mensch, der sich sehr für dich als Spieler, aber auch als Mensch interessiert. Er will wissen, was für Typen das sind, mit denen er zusammenarbeitet. Er ist klar in der Ansprache, versucht, jeden Tag jeden einzelnen Spieler neu zu motivieren. Er setzt sehr hohe Standards, sowohl in den Trainings als auch in den Spielen. Er will ein sehr stimmiges Mannschaftsbild zusammensetzen. Als Trainer ist er sehr modern, geht auf die Spieler ein, verfolgt gute Ansätze. Für ihn ist es entscheidend, dass der Gegner auf uns reagieren muss. Allerdings ist auch er sehr variabel, kann auf veränderte Situationen gut reagieren. Ihn zeichnet ein aktives Coaching aus. Als Spieler musst du mental immer wach sein, da er sehr viel verlangt. Unter ihm wird kein Spieler zu bequem. Niemand kann sich zurücklehnen. Du musst dich jeden Tag aufs Neue beweisen.

Was hat sich unter Dallas bisher verändert?

Er hat sicher seine Hausaufgaben gemacht, aber in der Kürze der Zeit lässt sich nicht alles über den Haufen werfen. Er schaut sich gerade an, was Stand der Dinge ist, an welchen Punkten er ansetzen kann, beziehungsweise muss. In dieser ersten Woche konnte er sich ein gutes Bild machen, aber es wird sicher noch etwas dauern, bis alle Mechanismen greifen. Sein Ansatz ist gut, das haben unsere ersten Meetings gezeigt. Es geht derzeit vor allem um Selbstvertrauen. Wir Spieler müssen den Kopf frei bekommen, damit wir das spielen können, was in uns steckt. Die taktischen Kniffe werden nach und nach dazukommen. Da geht es vor allem um Mittel, mit denen wir mehr Offensive kreieren können. Sicher können wir auch defensiv noch an der einen oder anderen Stellschraube drehen, aber wir brauchen vor allem mehr Offensive.

Sicher ist die aktuelle Phase für niemanden befriedigend, einfach oder angenehm. Wie ist es derzeit um die Stimmung in der Kabine bestellt?

Natürlich gibt eine Woche wie die vergangene einen Dämpfer. Das drückt auf die Stimmung. Bei allen. Aber wir haben gute Typen in der Kabine, und am Ende des Tages ist es deine eigene Entscheidung, mit welcher Einstellung du jeden Tag in die Kabine kommst. Ob du mit einer positiven oder negativen Grundstimmung in die Halle kommst.

Auch der Blick auf die Tabelle gefällt sicher keinem. Welche Rolle spielt die aktuelle Platzierung?

Die Liga ist unglaublich eng. Mit der Drei-Punkte-Regel kannst du den Anschluss nach oben recht schnell schaffen. Sicher sind wir nicht zufrieden mit Platz zehn. Aber auch hier liegt es an uns, die nötigen Punkte zu holen. Dieses Mindset braucht es. Wenn wir uns zu sehr auf die Tabelle konzentrieren, kommen wir davon weg, was uns eigentlich ausmachen muss. Wenn wir die restliche Saison als Prozess sehen, wir Wechsel für Wechsel das aufs Eis bringen, was wir aufs Eis bringen sollen und wir uns kontinuierlich steigern, können wir am Ende etwas erreichen. Ohne eine konkrete Zielformulierung.