18.04.2024

Esposito: „Bin eine Kämpfernatur“

Esposito: „Bin eine Kämpfernatur“

Mit Luke Esposito haben die Adler den Neffen des früheren MERC-Spielers Paul Messier verpflichtet. Im Interview spricht der 30-Jährige unter anderem über die berühmten Onkel Paul und Mark sowie die vergangene Saison in Augsburg.

Luke, herzlich willkommen im Team der Adler. Wo erreichen wir dich gerade?

Die Eltern meiner Frau wohnen in Michigan, nördlich von Chicago. Da verbringen wir gerade ein paar Tage. Über den Sommer bin ich aber traditionell immer unterwegs, schaue mir mehrere Städte an. Wir werden daher noch weiter nach Grand Rapids ziehen.

Wie bist du mit Eishockey in Kontakt gekommen?

Ich bin in South Carolina aufgewachsen, bis ich zehn Jahre alt war. Die Nähe zu Florida hat einen Eishockeybezug hergestellt. Aber natürlich auch die Tatsache, dass in meiner Familie schon Eishockey gespielt wurde. Ich habe die Spiele meiner Onkels verfolgt, stand selbst recht früh, im Alter von zwei oder drei Jahren, das erste Mal auf Schlittschuhen. Ich habe noch zwei jüngere Brüder, die auch Eishockey spielen. Wir sind also definitiv eine Eishockey-Familie.

Du hast deine Onkels erwähnt. Das sind aber nicht irgendwelche Onkels, sondern Mark und Paul Messier.

Ja, das stimmt. Meine Verbindung zu Eishockey geht schon bei meinem Opa mütterlicherseits los, der mich auch ein paar Jahre lang trainiert und als Spieler geprägt hat. Ich bin definitiv familiär vorgeprägt, was ich aber nie als Druck empfunden habe, sondern als Privileg, auf so viel Erfahrung und Verständnis zu treffen. Mein Vater hat Fußball gespielt, wuchs aber in Edmonton auf und ist daher Oilers-Fan. Ich wurde allerdings nie zum Eishockey gezwungen, sondern das Interesse kam von mir selbst. Ich habe mit meinen Brüdern Inlinehockey auf der Straße gespielt und so gab es einfach immer eine Verbindung zu diesem Sport.

Über deinen Onkel Paul gibt es auch schon eine Verbindung zu Mannheim, richtig?

Ja, er hat in den 80ern sechs Jahre beim MERC gespielt und mir immer mal wieder ein paar Geschichten erzählt. Bei der WM 2010 hatte ich dann die Gelegenheit, mir die Stadt und die Arena einmal selbst anzuschauen. Da habe ich für mich entschieden, dass Deutschland durchaus eine Adresse für mich sein könnte, um Eishockey zu spielen. Natürlich habe ich aber auch jede Menge Gespräche mit Paul über Mannheim geführt, und ich hoffe, dass ich dieselben positiven Erfahrungen in Mannheim machen werde wie er.

Du warst an der renommierten Harvard Universität. Was hast du dort studiert?

Soziologie. Die vier Jahre an der Uni waren eine unglaubliche Erfahrung für mich. Es war eine interessante Mischung aus akademischen und sportlichen Ansätzen. Es hat mir die Augen für mehr als nur den Sport geöffnet. Auf der anderen Seite spielen noch einige der Jungs, die damals in meinem Jahrgang waren, Profi-Eishockey, was ein klares Indiz dafür ist, dass wir nicht schlecht unterwegs waren. Wir haben uns gegenseitig gepusht, da viele von uns schon damals das Ziel hatten, mit Eishockey Geld zu verdienen.

Lass uns näher an die Gegenwart rücken. Du hast vergangene Saison in Augsburg dein erstes Jahr in Europa verbracht, abschließend war es sicher kein einfaches.

Ich bin zunächst für die gemachten Erfahrungen außerhalb Nordamerikas dankbar. Ich war ein wichtiger Bestandteil des Teams, habe eine gute Rolle gespielt und hatte die Möglichkeit, erstmals vor so enthusiastischen und leidenschaftlichen Fans aufzulaufen. Es war von Anfang an ein heißer Ritt, und ich habe schnell gelernt, dass ich alles geben muss, um meinem Team wirklich helfen zu können. Es war ein schwieriges Jahr, aber wir haben immer versucht, zu gewinnen. Daher war es natürlich enttäuschend, so oft zu verlieren. Aber auch daraus kann man lernen und versuchen, es für die Zukunft besser zu machen. Es zeigt dir, wo es Verbesserungspotential gibt. Und man merkt, wie wichtig es ist, sich mit Teamkameraden zusammenzusetzen und Dinge klar anzusprechen.

Wie kam der Kontakt mit Mannheim zustande und warum hast du dich letztlich für die Adler entschieden?

Ich habe mich in Augsburg durchaus wohlgefühlt, aber als ich nach der Saison geschaut habe, wie es für mich künftig weitergehen kann. Und mit der bereits existierenden familiären Verbindung zu Mannheim waren die Adler eine gute Option. Ich hatte von den Adlern schon während der Saison Interesse an mir vernommen, und es hat sich alles gut angehört. Ich habe zudem in Bakersfield gespielt, als Dallas in San Diego war, daher sind wir uns auch nicht ganz fremd. Ich freue mich jetzt auf diese neue Herausforderung und bin froh, ein Teil dieses geschichtsträchtigen Clubs zu sein.

Kennst du bereits jemanden aus dem Team?

Noch nicht direkt, aber die Hockeywelt ist klein. Man hat den einen oder anderen Namen schon mal gehört oder stand sich gegenüber. Es gibt sicher ein paar Verbindungen. Und wenn nicht, ist das auch nicht problematisch, denn so eine Eishockey-Kabine wächst recht schnell zusammen. Wir haben so viele Gemeinsamkeiten und verbringen eine Menge Zeit zusammen.

Wie würdest du dich selbst als Spieler beschreiben?

Ich bin immer eine Kämpfernatur, verliere nicht gerne, gebe nie klein bei und bin ein unangenehmer Gegenspieler. Zudem suche ich gerne den freien Mitspieler, bin eher der Typ Vorlagengeber. Aber ich habe in den verschiedenen Stationen meiner bisherigen Karriere schon die unterschiedlichsten Rollen übernommen, und in der DEL kann ich durchaus auch selbst Offensive generieren.

In einem früheren Interview in Augsburg hast du zu Protokoll gegeben, dass du Deutsch lernst. Wie geht‘s voran?

Als meine Zukunft noch offen und nicht klar war, ob ich nächstes Jahr wieder nach Deutschland zurückkehre, hatte ich das Programm für einige Zeit auf Eis gelegt, um ehrlich zu sein. Jetzt habe ich aber wieder angefangen und lerne per App auf meinem Handy. Mir geht es darum, einfach selbst mehr zu verstehen. Ich bin interessiert an der Sprache, aber es geht eher langsam voran.

Welche Hobbies hast du?

Ich bin ein sehr aktiver Mensch. Ich bin gerne am Strand und spiele gerne Golf. Gemeinsam mit meiner Frau bereise ich die Welt und probiere gerne neue Sachen aus.

Dann ist da noch die obligatorische Frage nach deinem Nachnamen, der ehrlicherweise nicht sehr nordamerikanisch klingt.

Das ist der Nachname meines italienischen Vaters. Er wurde in Cosenza geboren und ist im Alter von vier Jahren nach Kanada gezogen.