Teamcheck: Grizzlys Wolfsburg
Wie die Adler haben auch die Grizzlys Wolfsburg eine Nervenschlacht hinter sich. Die Niedersachsen sahen in Spiel drei der Viertelfinalserie gegen die Fischtown Pinguins wie der sichere Sieger aus, führten in der Eisarena in Bremerhaven mit 2:1, ehe Jan Urbas drei Sekunden vor dem Ende die Partie ausglich und die Hausherren in die Verlängerung rettete. Wolfsburg fiel aber ob des späten Gegentreffers nicht wie ein Kartenhaus in sich zusammen, sondern schlug in der Overtime gnadenlos zurück und qualifizierte sich dank des Gewaltschusses von Phillip Bruggisser für das Halbfinale.
Der Einzug in die Runde der besten vier Teams ist definitiv kein Zufallsprodukt. Denn die Grizzlys haben in der heißen Endphase der Hauptrunde, als es im Kampf um die Playoffs ums nackte Überleben ging, ihr Erfolgsrezept gefunden. Satte 17 Zähler holte das Team von Cheftrainer Pat Cortina aus den letzten acht Partien der Punkterunde, lediglich München (21) war in dieser Zeit noch besser. Dabei gehört das Toreschießen nicht gerade zu den Paradedisziplinen der Wolfsburger, die zwar über drei fast ausgeglichen besetzte Reihen verfügen, dem Gegner aber selten das Fürchten lehren.
Fast ein Drittel aller Tore schossen die Wolfsburger in Überzahl. In der Viertelfinalserie gegen Bremerhaven haben die Überzahlformationen noch einmal eine Schippe draufgelegt, 50 Prozent der Powerplays führten zum Torerfolg. Dafür lief es in Unterzahl nicht ganz so rund. Mit 75 Prozent hatten die Grizzlys in dieser Statistik den drittschlechtesten Wert aller acht Endrunden-Teilnehmer – ein Fakt, der dem eher defensiv orientierten Cortina nicht schmecken dürfte.
Grizzlys in der Rolle des Underdogs
Dass die Halbfinalserie zwischen Mannheim und Wolfsburg ihren ganz besonderen Reiz hat, dürfte klar sein. Adler-Coach Pavel Gross und Assistenztrainer Mike Pellegrims haben viele Jahre für die Grizzlys gearbeitet, nun stehen beide auf der anderen Seite. Man kennt sich also aus dem Effeff. „Wir schauen lieber auf uns“, will Manager Charly Fliegauf der langjährigen Zusammenarbeit keine allzu große Bedeutung schenken.
„Die Tiefe ihres Kaders ist sicher eine ihrer Stärken. Sie haben vier ausgeglichene Reihen. Wichtig ist, dass wir unseren Level, unsere Laufbereitschaft und unseren Kampfgeist beibehalten“, sagte Fliegauf, der die Grizzlys in der Außenseiterrolle sieht, gegenüber der Eishockey NEWS. Doch der 60-jährige Peitinger wittert auch seine Chance: „Die Kürze der Serie ist ein Vorteil für den Außenseiter. Das hilft uns. Wir werden unsere Chancen bekommen, müssen sie dann aber auch nutzen. Wir haben keinen Bammel. Wir werden Pavel ein paar Denksportaufgaben mit auf den Weg geben.“
Foto: City-Press