Ein letztes Mal Durchschnaufen
Es war eine Art Akkordarbeit. Im Zeitraum zwischen 11. Dezember 2022 und 29. Januar 2023 bestritten die Adler 20 Partien. 20 PENNY DEL Hauptrundenduelle in sieben Wochen. 20 Spiele, das entspricht über 35 Prozent aller Hauptrundenbegegnungen. Ein wahrer Kraftakt. Da kommt es den Jungs um Kapitän Denis Reul sicher gelegen, dass derzeit lediglich zwei Spiele in zwei Wochen vorgesehen sind. Es ist Zeit, nochmals durchzuschnaufen. Ein letztes Mal. Denn ab Mitte Februar stehen in den drei letzten Hauptrundenwochen bis Anfang März neun Partien auf dem Programm, ehe die Playoffs starten.
Ungleich schwerer und kräftezehrender wurde der Spielermarathon aufgrund zahlreicher Ausfälle. Bis zu neun Akteure zeitgleich standen dem Trainerteam krankheits- oder verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. „Diese Phase war hart, vor allem körperlich. Dennoch haben wir die Situation hervorragend gemeistert und uns in eine gute Position gebracht“, so Verteidiger Thomas Larkin, der aber auch anfügt: „In dieser Zeit sind wir als Mannschaft noch enger zusammengerückt.“ Mit der Verpflichtung von Joseph Cramarossa wurde inmitten der Akkordphase versucht, den besonders stark dezimierten Angriff zu entlasten. „Wir haben viel mit ihm gesprochen. Er hatte bis jetzt gerade einmal zwei Wochen Zeit, sich anzupassen, unsere Spielweise zu adaptieren. Das ist nicht einfach, aber ich bin sehr zufrieden mit ihm. Er macht seine Sache sehr gut, weiß aber auch, dass er noch Verbesserungspotenzial hat“, stellt Cheftrainer Bill Stewart dem 30-jährigen Kandier ein gutes erstes Zeugnis aus.
Über die jüngsten Wochen meldeten sich mehr und mehr Akteure spielfähig zurück, was Stewart angesichts seiner taktischen Ausrichtung sehr begrüßt: „Eishockey lebt von der Geschwindigkeit. Es geht darum, den Gegner früh zu stören und unter Druck zu setzen. Das funktioniert aber nur mit einem vollen Lineup. Hast du das nicht, musst du deine Spielweise anpassen. Inzwischen stehen aber viele Jungs wieder auf dem Eis, was uns natürlich zugutekommt.“ Was sich seit der Jahreswende zu einem echten Faustpfand entwickelt hat, ist das Unterzahlspiel. Mit 84,25 Prozent verfügen die Adler ligaweit über das beste Penalty Killing. Nur einmal in den vergangenen acht Partien gelang dem Gegner in numerischer Überlegenheit ein Treffer. „In Unterzahl spielen wir konstant auf einem sehr hohen Niveau. Die Jungs wissen, was zu tun ist, kennen die Spielweise des Gegners. Die besten Unterzahlspieler sind aber deine Torhüter, und unsere Goalies haben bislang einen phänomenalen Job gemacht“, ist der Cheftrainer voll des Lobes für seine Jungs.
Defensive ist Trumpf
Mit Felix Brückmann und Arno Tiefensee verfügen die Adler derzeit über das statistisch beste Torhüter-Duo der Liga. Beide weisen einen Gegentorschnitt von 2,17 auf, lediglich Michael Garteig aus Ingolstadt (2,09) liegt in dieser Wertung vor den beiden Mannheimern. Mit Fangquoten von 91,54 Prozent beziehungsweise 91,94 Prozent findet sich das Tandem auch in dieser Statistik unter den besten fünf Goalies der DEL. „Als Verteidiger gibt es dir Selbstvertrauen, wenn du weißt, dass zwischen den Pfosten einer steht, der die Pucks stoppen kann. Wir haben zwei überragende Torhüter. Das ist ein großer Vorteil, weil wir in gewissen Phase des Spiels aggressiver spielen können und wissen, dass auf sie Verlass ist“, weiß Larkin, wie wichtig es ist, zwei starke Goalies zu haben.
Die Erfahrung zeigt, dass eine stabile Verteidigung gestützt auf starken Torhütern ein Schlüssel für erfolgreiche Playoffs ist. 104 Gegentore kassierten die Adler bislang, kein Team ließ weniger Treffer zu. „Das ist ein Verdienst der gesamten Mannschaft. Alle sind bereit, nach hinten zu arbeiten, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Defensiv haben wir bislang einen guten Job gemacht, und wir werden alles daran setzen, dass das auch so bleibt“, ist für Larkin die Arbeit noch lange nicht getan. Die stabile Defensive wird es auch brauchen, um in Ingolstadt zum Erfolg zu kommen. Die Panther gehören mit im Schnitt 3,2 Treffern pro Partie zu den vier offensivstärksten Teams der Liga. „Das wird ein hartes Spiel. Ingolstadt ist stark, kämpft mit uns um Platz zwei. Das Team spielt schnell und auf beiden Seiten des Eises sehr hart. Wir brauchen uns aber nicht verstecken, freuen uns auf die Herausforderung“, stellt sich der Verteidiger mit der Rückennummer 37 auf einen heißen Tanz ein.
Als die Adler von Mitte Dezember bis Ende Januar 20 Partien in sieben Wochen zu absolvierten hatten und von zahlreichen Ausfällen in der Offensive geplagt waren, setzte der aktuelle Tabellenzweite voll auf die Defensive. Eine taktische Maßnahme, die seine Wirkung nicht verfehlte, denn die Zahlen rund um die Verteidigungsarbeit gehören zur Ligaspitze. Eine taktische Maßnahme, die sich doppelt auszahlen kann. Dann nämlich, wenn alle noch ein letztes Mal durchgeschnauft haben. Dann, wenn die Adler zum Hauptrundenendspurt ansetzen und dann, wenn mit den Playoffs die Phase der Saison beginnt, in der die Offensive Spiele, aber die Defensive Meisterschaften gewinnt.