Ein Blick auf Europa: Tappara Tampere
Mit zwei Siegen aus den ersten beiden Spielen gegen Bozen und Salzburg sind die Adler Mannheim erfolgreichen in die Champions-Hockey-League-Saison 2023/24 gestartet. Nun wartet mit Tappara Tampere die erste richtige Standortbestimmung auf die Mannschaft von Cheftrainer Johan Lundskog. Wenige Stunden vor dem Eröffnungsbully werfen wir noch schnell einen Blick auf den amtierenden finnischen Meister und CHL-Champion.
Für Club- und Stadtnamen braucht es lediglich sechs verschiedene Buchstaben: Tappara Tampere. Oder doch Tampere Tappara? Uns Mitteleuropäer stellt allein schon die korrekte Reihenfolge unter Umständen vor eine Herausforderung. Dazu die Unsicherheit, wo genau ein A und wo ein E hinmuss. Das schnelle, laute Aussprechen beider Wörter in Kombination fühlt sich nicht zuletzt wie ein Zungenbrecher an. Dabei handelt es sich bei Tappara Tampere für finnische Verhältnisse noch um einfache Begriffe. Kännykkä, pyhittää und kärpäsestä sehen für unsere deutschen Augen noch ungewöhnlicher aus. Doch damit genug des Ausflugs in die Etymologie, kommen wir zurück zum Eishockey.
Und das wird in Tampere, eine Stadt mit knapp 250.000 Einwohnern im Südwesten Finnlands, schon sehr lange gespielt. Überwiegend Schüler der schwedischen Schule gründeten 1932 den Verein unter dem Namen Tammerfors. 1955 erfolgte die Umbenennung des eigentlich schwedischen Namens in das finnische Wort für Streitaxt – Tappara. Bereits 1953 konnte die erste Meisterschaft gefeiert werden. In den folgenden elf Jahren gehörte Tappara durchgängig zu den besten Teams der finnischen Liga. Neben den Titel 1953, 1954, 1955, 1959, 1961 und 1964 stehen drei Vizemeistertitel 1958, 1960 und 1963 sowie drei Bronzemedaillen 1956, 1957 und 1962 zu Buche. 1965 erfolgte allerdings der Abstieg in die Zweitklassigkeit, jedoch nur für eine Saison.
Stadtrivale Ilves
Mitte der 70er bis Ende der 80er Jahre folgten acht weitere Meisterschaften. Den jüngsten und insgesamt 19. Titel errang Tappara, das mit Ilves einen direkten Stadtrivalen in der heimischen Liiga hat, 2023. Überhaupt zählen die beiden Eishockey-Clubs der Industriestadt zu den prägendsten der finnischen Eishockeygeschichte. In der abgelaufenen Saison sicherte sich das Team mit Ex-Cheftrainer Jussi Tapola zudem erstmals den CHL-Pokal, nachdem die Blau-Orange-Weißen 2022 noch europäischer Vizemeister wurden. Zur neuen Spielzeit hat bei Tappara der Schwede Rikard Grönborg hinter der Bande das Kommando übernommen. Ihre Heimspiele trägt die Mannschaft in der 12.700 Zuschauer fassenden NOKIA Arena aus.
Mit Nick Baptiste wechselte im Sommer ein aus Köln bekannter Stürmer zu Tappara, der vor seinem Engagement in der Domstadt auch schon für Ilves tätig war. Allerdings verließ Topscorer Jori Lehterä den Club nach nur einer Saison wieder, auch der teaminterne CHL-Topscorer Niko Ojamäki entschied sich für eine neue Herausforderung in der Schweiz. Die Verteidiger Ben Thomas (Iserlohn) und Maksim Matushkin (Frankfurt) sowie Stürmer Patrik Virta (Ingolstadt) zog es in die PENNY DEL, der erst 25-jährige Waltteri Merelä hingegen versucht sich in der Organisation der Tampa Bay Lighting. Dafür konnten mit Veli-Matti Savinainen der zweitbeste Punktesammler und mit Valtteri Kemiläinen der punktbeste Verteidiger gehalten werden. Mit Stürmer Topi Rönni und Verteidiger Kasper Kulonummi verfügt Tappara zudem über zwei junge Talente, die im vergangenen Jahr von Calgary beziehungsweise Nashville gedraftet wurden. Auch der erst 20 Jahre alte Norweger Philip Granath kann bereits einige Erfolge vorweisen.
Bei Tappara, Heimatverein der NHL-Stars Patrik Laine und Alexander Barkov, hat sich nach den jüngsten Erfolgen in Sachen Kader einiges verändert. Entsprechend darf man gespannt sein, wie sich der Club, bei dem auch Ex-Adler-Schlussmann Ilpo Kauhanen von 1994 bis 1998 zwischen den Pfosten stand, präsentieren wird.