KinderVesperkirche: „Platz bei mir“
Wo an diesem Donnerstag in der Evangelischen Kirche Mannheim die anwesenden Journalisten und Reporter zum Pressegespräch Platz nahmen, sitzen in gut zwei Wochen sozial benachteiligte Kinder, um zu toben, basteln und zu spielen. Denn vom 01. Dezember 2025 bis zum 12. Dezember 2025 findet die 18. KinderVesperkirche statt. Unter dem Motto „Platz bei mir“ soll auch in diesem Jahr wieder den Kleinsten unter uns eine Freude bereitet werden.
Deutschlandweit ist jedes fünfte, in Mannheim gar jedes vierte Kind von Armut betroffen. Mit schweren Herzen betont Dekan Ralph Hartmann: „Es ist eigentlich traurig, dass wir seit 18 Jahren auf Kinderarmut aufmerksam machen müssen. Es hat sich zwar etwas getan, indem man vermehrt darüber spricht, dennoch bleibt das Thema aber aktuell.“ Das Ziel, Kindern einen Ort zu ermöglichen, an dem sie aus ihrem sonst eher tristen Alltag entfliehen können und in einer Gruppe willkommen geheißen werden, forciert die KinderVesperkirche seit dem Jahr 2008. Den Adler Mannheim als Mitinitiator dieses Projekts ist der Dekan bis heute dankbar: „Ohne die Adler gäbe es die KinderVesperkirche nicht. Auch bei unseren Ferienfreizeiten in Friedelsheim, die Udo Scholz vor vielen Jahren initiiert hat, engagieren sich die Adler enorm. Das ist ein tolles Netzwerk, das uns da zur Verfügung steht. Deshalb ein großes Dankeschön für diese inzwischen 18-jährige Partnerschaft. Danke, Danke!“
Freude, Spaß und leuchtende Augen: Die KinderVesperkirche ermöglicht den Heranwachsenden für eine gewisse Zeit das, was für viele Gleichaltrige selbstverständlich ist. Während ihnen zahlreiche Highlights geboten werden, freut sich Hartmann besonders auf die Eröffnung: „Der große Chor der Friedrich-Ebert-Schule mit rund 80 Kindern sorgt jedes Jahr für eine wunderbare Stimmung. Es ist schön zu sehen, wie sehr sich die Kinder darauf freuen.“ Auf die Frage, was sich ändern müsse, um Kinderarmut spürbar zu verringern, betont der Leiter des Kirchenbezirks: „Ich wünsche mir vor allem die Einführung der Kindergrundsicherung. Im ersten Schritt geht es mir weniger um mehr Geld, sondern darum, den Zugang zu Leistungen zu vereinfachen. Zudem brauchen wir einen differenzierten Blick auf Kitas und Schulen: In Stadtteilen mit hoher Armutsquote müssen Angebote gezielt gestärkt werden. Wenn wir das Thema richtig identifizieren und an der Wurzel anpacken, lässt sich viel bewegen.“
Invest von heute für morgen
Um den bedürftigen Zustand einiger Kinder noch besser zu verstehen, macht Svenja Hauseur, Stadtjugendreferentin & Leiterin KinderVesperkirche, klar: „Viele dieser Kinder erfreuen sich allein schon riesig, wenn sie eines unserer Lesebücher mitnehmen können. Es ist das einzige Buch als Alternative zu den Mathe- und Deutschbüchern, die sie ausschließlich besitzen.“ Matthias Binder, 1. Vorsitzender unseres gemeinnützigen Vereins „Adler helfen Menschen e.V.“, zeigt sich einerseits ob des Engagements glücklich, mahnt zugleich aber auch: „Seit 18 Jahren machen wir mit der KinderVesperkirche sichtbar, dass Kinderarmut auch in einem wohlhabenden Land wie unserem Realität ist. In diesen jährlich 14 Tagen erleben wir hautnah, was es bedeutet, ohne Frühstück oder ohne Teilhabe aufzuwachsen. Wir können das Grundproblem zwar in dieser Zeit nicht lösen, aber wir schaffen Aufmerksamkeit und zeigen, wie wichtig Investitionen in Kinder und Jugendliche sind. Wer heute nicht in Kinder, die von Armut betroffen sind, investiert, zahlt morgen einen viel höheren Preis.“
Die KinderVesperkirche ist eine Initiative der Evangelischen Kirche Mannheim. Seit 2008 macht sie auf die schwierige Situation von Kindern aus finanziell schwachen Familien aufmerksam und hilft auch ganz konkret. Die KinderVesperkirche mit ihrem ganzjährigen Mittwochstisch wird durch ein starkes Netzwerk und Spenden finanziert und ist eng mit dem Kinderkaufhaus und dem Projekt Begleitpat:innen der Diakonie Mannheim verbunden. Weiter Informationen gibt es unter www.kindervesperkirche.de und www.ejl.de. Alle Informationen zu unserem gemeinnützigen Verein „Adler helfen Menschen e.V.“ gibt es hier.



