O’Donnell: „Definiere mich über meinen Wettkampfcharakter“
Vergangene Woche sind unsere Adler nochmals auf dem Transfermarkt aktiv geworden, haben mit Brendan O’Donnell einen weiteren Angreifer unter Vertrag genommen. Im Interview spricht der 33-Jährige über seine bisherige DEL-Erfahrung, seine Zeit in Tschechien bei Kometa Brno und darüber, wie er seinen eigenen Spielstil beschreibt.
Brendan, herzlich willkommen im Team der Adler! Wie waren deine ersten Eindrücke, als du in Mannheim angekommen bist?
In meinen ersten Tagen wurden nicht nur ich, sondern auch meine Frau und meine Kinder unglaublich gut aufgenommen. Man hat sich viel Mühe gegeben, dass wir uns von Anfang an eingebunden fühlen. Dafür bin ich sehr dankbar. Mir ist sofort aufgefallen, wie professionell hier alles organisiert ist und wie eng die Gruppe zusammenhält. Es ist offensichtlich, dass ich in eine sehr geschlossene, intakte Mannschaft komme, und das ist meines Erachtens einer der Hauptgründe, warum das Team auf dem Eis so erfolgreich ist.
Du hast schon in verschiedenen Ligen gespielt – was hat dich an einer Rückkehr in die PENNY DEL und speziell an den Adlern gereizt?
Die PENNY DEL ist für mich die professionellste Liga, in der ich gespielt habe. Von der Organisation über das Schiedsrichterwesen bis hin zum Umgang der Clubs mit ihren Spielern. Mannheim sticht dabei noch einmal heraus: Top-Infrastruktur, hervorragende Anlage, großartige Arbeitsbedingungen und ein starkes Team im Hintergrund – Equipment-Manager, Physios, Athletiktrainer und Trainerstab. Von oben bis unten ist das eine absolute Top-Organisation.
Dein erstes Spiel als Adler hast du am vergangenen Sonntag von der Tribüne aus verfolgt. Wie beurteilst du die Leistung beim 7:0-Erfolg über Augsburg?
Auffällig war die Konstanz in der Spielweise. Selbst beim Stand von 5:0, 6:0 oder 7:0 hat das Team nicht nachgelassen, sondern ist im System geblieben, hat hart nach hinten gearbeitet, Schüsse geblockt und diszipliniert gespielt. Das spricht für den Charakter und zeigt die Bereitschaft, unabhängig vom Spielstand füreinander zu kämpfen. Für mich persönlich war es ein besonderes Gefühl, die Adler einmal von der „anderen Seite“ zu erleben. Früher habe ich hier eher mit gesenktem Kopf auf der Bank gesessen, wenn Mannheim getroffen hat, jetzt darf ich bei ihren Toren mitjubeln.
Wie haben sich die ersten Trainingseinheiten mit deinen neuen Teamkollegen angefühlt?
Die Einheiten waren intensiv und genau das, was ich nach einiger Zeit ohne Mannschaftstraining gebraucht habe. Das Tempo ist hoch, die Pässe sind scharf, und es wird viel Wert auf Details gelegt. Alle arbeiten hart, bleiben dabei aber locker und haben Spaß. Diese Kombination aus hoher Professionalität und guter Stimmung auf dem Eis gefällt mir sehr.
Du warst in der zurückliegenden Spielzeit noch für Düsseldorf aktiv, bist mit dem Traditionsverein am Ende abgestiegen. Mental sicherlich eine Herausforderung, oder?
Definitiv. Ich war vier Jahre in Düsseldorf und hätte mir vorstellen können, meine Karriere dort zu beenden, da wir uns als Familie in der Stadt sehr wohlgefühlt haben. Sportlich waren wir als Team nicht gut genug, und der sehr schwache Saisonstart hat uns direkt weit zurückgeworfen. Wir haben alles versucht, den Standort in der Liga zu halten. Dass uns das nicht gelungen ist, schmerzt immer noch sehr. Das hat mental an allen gezehrt, aber in solchen Phasen lernst du viel über mentale Stärke, sowohl als Spieler als auch als Privatperson. Gleichzeitig habe ich auch in dieser Zeit enorm viel Unterstützung von meiner Frau und meinen beiden Töchtern bekommen.
Nach dem Abstieg mit Düsseldorf hat es dich nach Tschechien gezogen, für Kometa Brno hast du allerdings nur neun Spiele absolviert, warum?
Brno ist eine gute Organisation mit einem guten Team. Für mich persönlich hat es aber sportlich nicht optimal gepasst. Die Rollen, in denen ich mich am wohlsten fühle und am meisten helfen kann, waren dort im Grunde vergeben. Am Ende war es für beide Seiten die beste Lösung, getrennte Wege zu gehen. Dass ich dadurch nun in Mannheim gelandet bin, bei diesem Club und dieser Mannschaft, ist für mich eine sehr gute Entwicklung.
Wie würdest du deinen Spielstil beschreiben und was dürfen unsere Fans von dir erwarten?
Ein großer Teil meines Spiels ist das Toreschießen, aber im Kern definiere ich mich über meinen Wettkampfcharakter. Ich liebe es, hart zu arbeiten, mit Tempo zu spielen und Aktionen zu kreieren. Ich möchte schnell spielen, Spielzüge kreieren und gleichzeitig Verantwortung in der Defensive übernehmen. Die Arbeit in der eigenen Zone ist mir wichtig, weil eine gute Defensive häufig zu Offensivchancen führt.
Gibt es einen Moment in deiner Karriere, auf den du besonders stolz bist?
Man denkt zuerst an Mannschaftserfolge, die in den vergangenen Jahren eher rar waren. Persönlich bin ich besonders stolz darauf, nach meiner Achillessehnenverletzung zurückgekommen zu sein. Vor etwa drei Jahren wurde meine Achillessehne von einem Schlittschuh aufgeschnitten. Dass ich mich durch schwierige Zeiten gekämpft und mir den Spaß am Eishockey bewahrt habe und heute noch auf diesem Niveau spielen darf, bedeutet mir viel. Es hat mir noch einmal gezeigt, wie sehr ich diesen Sport liebe und wie dankbar ich bin, ihn als Beruf ausüben zu können.
In der Kabine herrscht eine besondere Teamkultur – wie wichtig ist dir dieser Zusammenhalt und wie kannst du dich in der Anfangszeit einbringen?
Teamkultur ist extrem wichtig, gerade wenn man während der Saison neu dazukommt. Die Jungs haben mich sehr offen aufgenommen. Gemeinsame Aktivitäten machen die Umstellung für mich und meine Familie deutlich leichter. Ich bringe mich auf und neben dem Eis ein, versuche ein guter Teamkollege zu sein und dass ich Spieler wie Hayden Shaw oder Alex Ehl bereits kenne, hilft dabei zusätzlich.



