Saison 2020/21

Im Schatten von Corona

2020/21

Was die Saison 2019/20 zu einem vorzeitigen Ende ohne Playoffs gebracht hatte, sollte auch die komplette Spielzeit 2020/21 beherrschen: Corona. Eine zunehmende Infektionslage zwang die Verantwortlichen der PENNY DEL, den Saisonstart letztlich auf Mitte Dezember zu verschieben. Mit einigen Änderungen am Spielplan und den Playoffs.

Es war die Ungewissheit, die 14 DEL-Clubs über die Spätsommer- und Herbstmonate einte. Auch sportartübergreifend, etwa im Hand- oder Basketball war lange nicht klar, ob, wann und unter welchen Bedingungen eine Saison 2020/21 durchgeführt werden kann. Das dynamische Pandemie-Geschehen ließ keine langfristigen Planungen zu und über die Wintermonate auch keine Entspannung erkennen. Als logische Konsequenz verlängerte die Regierung das generelle Zuschauerverbot bei Großveranstaltungen auf unbestimmte Zeit. Für Deutschlands höchste Eishockeyliga konnte das daraus resultierende wirtschaftliche Defizit Großteils erst durch einen massiven Gehaltsverzicht der Spieler und Mitarbeiter an fast allen Standorten abgefedert werden. Durch das solidarische Entgegenkommen wurde der Weg für eine Saison Mitte Dezember frei.

Die Monate zuvor waren aber keinesfalls ereignislos. Von besonderer Schwere und Tragik war der 01. Juli gekennzeichnet. Denn mit Udo Scholz verstarb an diesem Tag völlig überraschend die Stimme, die Seele der Adler an den Folgen eines Herzstillstands. Sieben Meisterschaften, zahllose unvergessliche Schlachten auf dem Eis, der Umzug vom Eisstadion am Friedrichspark in die SAP Arena – diese und noch viele weitere emotionalen Ereignisse verbinden Udo und die Adler für die Ewigkeit. Sein Engagement kannte keine Grenzen. Ein offenes Ohr für die Spieler und ihre Familien, für jeden einzelnen Clubangestellten und die Fans war für Udo eine Selbstverständlichkeit. Udo lebte für die Adler, lebte für seine Mitmenschen, liebte beides. Unermüdlich setzte er sich im Rahmen des gemeinnützigen Vereins „Adler helfen Menschen e.V.“ ein. Udo sah, wo Hilfe nötig war – und half. Immer. Überall.

Schmerzhafter Verlust durch Udos Tod

Es ist allen voran diese Herzlichkeit, die fortan fehlen wird. Ob als Nikolaus bei der Weihnachtsfeier des Kids-Clubs oder als Mitorganisator für Auswärtsspiele – Udo war immer mit von der Partie. „Ich kenne die Adler nur mit Udo am Mikrofon. Für mich ist es unvorstellbar, dass er nicht mehr unter uns weilt. Wir verlieren nicht nur einen langjährigen Freund, sondern auch eine Identifikationsfigur, die den Club mehr als zwei Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt hat. Vor allem Udos leidenschaftliches Engagement für unseren gemeinnützigen Verein war beispiellos und wird nicht zu ersetzen sein“, sagte Clubchef Daniel Hopp, der ebenso wie rund 300 langjährige Weggefährten, darunter Friedelsheims Bürgermeister Peter Fleischer, Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz, Markus Merk, Beiratsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern sowie die ehemaligen Adler-Spieler Christoph Ullmann, Marcus Kink, Ronny Arendt und Jochen Hecht, der Beisetzung Ende Juli beiwohnte.

Zweifellos fiel es schwer, nach dieser schockierenden Nachricht wieder zum Tagesgeschäft überzugehen. Doch schon Mitte Juli gab es ligaweit eine markante Änderung. Fortan hatte die DEL mit dem Lebensmitteldiscounter PENNY einen Namenssponsor. Bis mindestens 2024 heißt die Profiliga demnach PENNY DEL. Noch im selben Monat erlebten die Adler zwei Premieren. Denn das Zuschauerverbot bei Großveranstaltungen sorgte einerseits dafür, dass die traditionelle „The Boys Are Back In Town“-Party rein virtuell als „The Boys Are Back In Stream“-Party stattfinden musste. Neben der Präsentation der neuen Trikots waren alle Fans zuhause vor den Bildschirmen eingeladen, über die Streamingplattform Twitch bei einem „Endras gegen wirklich alle“ mitzuquizzen und beim gemeinsamen Burgergrillen mit David Wolf und Matthias Plachta ihr Können am Grill unter Beweis zu stellen. Andererseits mussten die Adler erstmals in ihrer Geschichte den Dauerkartenverkauf vorzeitig stoppen. Trotz aller Ungewissheiten und persönlichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie hatten sich zu diesem Zeitpunkt schon über 6.000 Fans ein Saisonticket gesichert. Eine unglaubliche Zahl, die einmal mehr den Stellenwert von Eishockey in der Quadratestadt und der Region unterstrich.

Stützle an Position drei gedraftet

Die Corona-Pandemie hatte selbstredend nicht nur in Deutschland spürbare Auswirkungen. Der NHL-Draft, der für gewöhnlich im Juli stattfindet, wurde 2020 in den Oktober gezogen und ebenfalls rein virtuell abgehalten. Mit Tim Stützle wurde dabei das Toptalent der Adler sensationell an dritter Position von den Ottawa Senators gezogen. „Man hätte es definitiv schlechter treffen können als mit der kanadischen Hauptstadt. Künftig für die Senators spielen zu können, ist eine absolute Ehre für mich. Ich möchte mich so schnell wie möglich in die Liga spielen und dort dann einfach erfolgreich sein“, fällte der Stürmer unmittelbar nach seiner Wahl ein erstes Urteil. Neben dieser freudigen Nachricht wurde im Oktober aber auch entschieden, dass die Champions-Hockey-League-Saison 2020/21, für die die Adler qualifiziert waren, nach mehrmaligem Aufschub gänzlich abgesagt werden muss. Die DEL entschied, den eigentlich beschlossenen Abstieg nach der Spielzeit 2020/21 für ein Jahr auszusetzen.

Immerhin zeichnete sich parallel immer stärker ein möglicher DEL-Saisonstart im Dezember ab. Zudem lud MagentaSport, der DEL-Medienpartner, ab Mitte November zu einem Vorbereitungsturnier, an dem neben den Adlern auch München, Berlin, Schwenningen, Düsseldorf, Krefeld, Bremerhaven und Wolfsburg teilnahmen. In zwei Gruppen wurden zunächst die Halbfinalteilnehmer ausgespielt. Nach Corona-Infektionen im Team der Wild Wings und der Eisbären ging es für die Adler als Tabellenzweiter der Gruppe B nach Bremerhaven, wo das Team von Chefcoach Pavel Gross nach einer 2:6-Niederlage die Segel streichen musste. Apropos Team: Die Kaderplanungen waren vor dem Hintergrund von COVID-19 im Vergleich zu den Jahren zuvor ungleich schwerer. Die Abgänge von Johan Gustafsson, Mirko Pantkowski, Janik Möser, Phil Hungerecker, Brent Raedeke, Jan-Mikael Järvinen, Borna Rendulic, Samuel Soramies sowie das Karriereende von Marcel Goc wurden teilweise erst spät durch die Zugänge von Felix Brückmann, Jason Bast, Sean Collins, Taylor Leier, Brendan Shinnimin, Stefan Loibl und Felix Schütz kompensiert. Kurz vor Saisonbeginn verließen Marc Michaelis und Lean Bergmann die Adler, die bis zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Ungewissheit über eine NHL-Spielzeit zum Kader gehörten. Auch Ausnahmetalent Stützle zog es direkt nach Ottawa. Zudem wurde der Vertrag mit Verteidiger Chad Billins aufgelöst. Für ihn kam Craig Schira aus Rögle.

Endlich wieder DEL

Am 19. Dezember war es endlich so weit: Mit einem 5:1-Erfolg über Nürnberg starteten die Adler in die neue DEL-Saison. Alle 14 Mannschaften waren mit von der Partie. Aufgeteilt in eine Nord- und eine Südgruppe wurde zunächst intern eine Doppelrunde ausgetragen. Dem Auftaktsieg ließen die Adler vier weitere Erfolge folgen. Ausgerechnet im Derby gegen die Wild Wings setzte es die erste Niederlage. In den folgenden 13 Partien gingen die Adler dafür sage und schreibe elfmal als Sieger vom Eis. Überhaupt sollte der immer noch amtierende Meister von 2019 das Team der Stunde sein und bleiben. In 38 Partien blieben die Adler nur fünfmal ohne Punktgewinn. Mit 87 Zählern, einem Punkteschnitt von 2,29 und den mit Abstand wenigsten Gegentoren (71) sicherten sich die Adler souverän den ersten Platz.

Im Viertelfinale, das ebenso wie Halbfinale und Finale aus terminlichen Gründen im „Best of Three“-Modus ausgetragen wurde, hieß der Gegner Straubing. Die Tigers erwiesen sich als extrem harter Gegner. Gleich in Spiel eins in Mannheim sicherten sich die Niederbayern den ersten von nur zwei nötigen Siegen. In Straubing glichen die Adler die Serie dank eines 3:1-Erfolgs jedoch aus. Im entscheidenden dritten Spiel lagen die Mannheimer bis zur 50. Minute mit 0:3 zurück. Zwei Powerplaytoren binnen 81 Sekunden sowie ein weiterer Treffer rund fünfeinhalb Minuten vor Schluss schickten die hochdramatische Partie in die Verlängerung, in der Adler-Angreifer Nico Krämmer in der 71. Minute das erlösende 4:3 erzielte. Das Halbfinale gegen Wolfsburg sollte dem Viertelfinale in nichts nachstehen. Allerdings mit dem bitteren Ende für die Adler. Trotz eines 4:1-Erfolgs im ersten Spiel gelang es Mannheim in der Folge nicht mehr, die optische Überlegenheit gegen defensiv gutstehende Grizzlys in Tore umzumünzen. Nach einer 1:2-Overtimeniederlage in Spiel zwei sowie einer 1:2-Niederlage nach 60 Minuten in Spiel drei fand die Corona-Saison am 30. April 2021 ein jähes Ende.

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