Harold Kreis kehrt zurück
Mit einer deutlich verjüngten Mannschaft ging es für die Adler am 3. September 2010 in die neue DEL-Saison. Zuvor hatte die Mannschaft im August bereits an der European Trophy teilgenommen, einem erstklassig besetzten Turnier europäischer Topclubs, in dem die Blau-Weiß-Roten aber nicht über die Gruppenphase hinauskamen. Sieger wurden am Ende die Eisbären Berlin, der zweite deutsche Club im Teilnehmerfeld.
In jedem Fall war dieses Turnier ein guter Test für das neu zusammengestellte Team. Neuzugänge wie Michel Periard, der vor der Saison aus Frankfurt kam, Craig MacDonald aus Düsseldorf oder Robert Dietrich, der aus der amerikanischen AHL nach Mannheim wechselte, nutzten das Turnier um sich mit ihrem neuen Team besser vertraut zu machen.
Harold Kreis kehrt nach Mannheim zurück
Der spektakulärste Neuzugang gelang dem Adler-Management allerdings hinter der Bande. Mit Harold Kreis wurde ein Mannheimer Urgestein als Chefcoach verpflichtet. Nach einigen Trainerentlassungen in den Jahren zuvor, soll Kreis die neue Konstante in Mannheim werden. Zusammen mit Teal Fowler, dem neuen Manager der Adler, stellte er sich seinen Kader für diese Spielzeit zusammen. Einige neue Spieler mussten im Sommer verpflichtet werden, weil viele Verträge nach dem enttäuschenden Ausscheiden in den Pre-Plaoffs am Ende der Saison 2009/10 aufgelöst wurden. Nur wenige etablierte Spieler wie Francois Methot, Scott King oder Sven Butenschön blieben den Adlern erhalten und sollten dem deutlich verjüngten Team den nötigen Halt geben.
Stürmer Marcus Kink wurde von Harold Kreis vor Saisonstart zum neuen Kapitän ernannt. Damit würdigte Kreis auch den Weg, den der 26-Jährige in den vergangenen Jahren bei den Adlern gegangen war. Mit dieser Personalie setzte der neue Coach aber auch ein Zeichen an die Nachwuchsspieler, die nun fest im Kader für diese Spielzeit standen. Mit Matthias Plachta, Marc El-Sayed und Toni Ritter installierte Kreis eine junge vierte Reihe, die besonders auch bei den Fans großen Anklang fand. Die Forderung nach guten und jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs wurde erhört und in die Tat umgesetzt. Weitere junge Spieler wie Denis Reul oder Frank Mauer komplettierten schließlich den Kader für die Spielzeit.
Geglückter Start in die neue Saison trotz viel Verletzungspech
Erfolgversprechend begann die Spielzeit 20010/11. Mit einem knappen 4:3-Heimsieg in der Verlängerung gegen Neuling EHC München starteten die Mannheimer. Der Aufsteiger zeigte sich schon zu diesem frühen Saisonzeitpunkt voll auf der Höhe und machte es den Adlern bis zum Ende schwer. Dieser Auftaktsieg läutete einen gelungenen Saisonstar ein, in dem die Adler fünf von sieben Spielen für sich entscheiden konnten. Doch schon jetzt zeigte das Team eine Schwäche, die sich fast durch die gesamte Saison ziehen sollte: die mangelnde Chancenverwertung. Während die Defensive überzeugte und nur wenige Tore zuließ, geizten die Stürmer zusehends mit Toren. Zwar erspielte sich das Team von Harold Kreis immer wieder viele Chancen, doch im Abschluss haperte es meist, sodass es oft nur für ein bis zwei Tore pro Spiel reichte.
Erst beim Spiel in Ingolstadt Mitte Oktober schossen sich die Offensivkräfte den Frust von der Kelle. Am Ende gewannen die Blau-Weiß-Roten mit 6:2 und machten auch in der Tabelle einen Schritt Richtung Tabellenspitze. Der deutliche Sieg bei den Panthern wurde allerdings von der schweren Verletzung Justin Papineaus überschattet. Der kanadische Stürmer der Adler war unbedrängt rücklings in die Bande gestürzt und hatte sich eine Fraktur des 12. Brustwirbels zugezogen. Nach eingehenden Untersuchungen wurde zunächst eine OP vermieden und auf konventionelle Behandlungsmethoden gesetzt. Als die Verletzung allerdings nicht verheilte, musste der 31-Jährige Ende Dezember doch unters Messer. Das bedeutete das Saison-Aus für den sympathischen Kanadier.
Viele langfristige Verletzungen
Der Stürmer war nicht der Einzige, den das Verletzungspech in dieser Spielzeit traf. Sven Butenschön hatte sich bereits in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss im Knie zugezogen und fiel lange aus. Nach langen Rehamaßnahmen kehrte der Verteidiger Mitte November ins Team zurück. Ähnlich erging es auch dem Topscorer vergangener Jahre, Francois Methot, der sich beim Spiel bei den Eisbären einen Bänderriss im Knie zuzog und ebenfalls lange fehlte. Auf Stürmer Manuel Klinge und Defensivmann Jame Pollock musste Chefcoach Harold Kreis ebenfalls wochenlang verzichten.
Für Craig MacDonald hatten die Verletzungen der Kollegen ebenfalls Konsequenzen. Für den Offensiv-Allrounder war die erste Saison bei den Adlern eine Reise durch alle Reihen. Der 33-Jährige war im Sommer zusammen mit Harold Kreis aus Düsseldorf nach Mannheim gekommen und zeigte sich als einer der konstantesten und stärksten Spieler in dieser Spielzeit. MacDonald arbeitete dabei in allen Matches mit vollem Einsatz und wurde so zu einem wichtign Faktor.
Ein Hauch von NHL kommt nach Mannheim
Ende September stießen zwei weitere Spieler zu den Adlern. Der 24-jährige Niki Goc kam kurzfristig aus Hannover und sollte die Defensive der Adler weiter verstärken. Der Kanadier Mike Glumac, der aus der AHL kam, sollte insgesamt für mehr Tore sorgen. Dabei nutzte der 31-Jährige seine Chance beim größten Highlight der Saison, dem Gastspiel gegen die NHL-Mannschaft der San Jose Sharks in der SAP Arena.
Ein Werbeschachzug der NHL-Macher brachte den Adlern die Chance auf das Spiel des Jahres. Die ersten Saisonspiele zwischen den Sharks und den Columbus Blue Jackets wurden werbewirksam nach Schweden verlegt, sodass die beiden Topteams ihre Zelte in Europa aufschlugen und Zeit für das eine oder andere Testspiel hatten. So weilten die Sharks in Mannheim und zogen bei einem öffentlichen Training mehrere hundert begeisterter Eishockeyfans aus ganz Deutschland an. Für alle Anhänger gab's Topspieler wie Joe Thornton, Devin Setoguchi oder Dan Boyle zum Anfassen. Und am 2. Oktober war es dann so weit: Die Adler trafen in der ausverkauften SAP Arena auf das Topteam aus Kalifornien. In einem begeisternden und mitreißenden Spiel waren die Hausherren lange Zeit die bessere Mannschaft, mussten sich aber am Ende knapp mit 2:3 nach Penalty-Schießen geschlagen geben. Die Tore für die Adler hatten Manuel Klinge und Jame Pollock erzielt.
Überraschend unkonstant
Während der Mannschaft in diesem Spiel nahezu alles gelang, lief es in der DEL nicht mehr so rund. Die Liga zeigte sich unerwartet ausgeglichen und sorgte für einige Überraschungen. Das traf auch immer wieder die Adler, die insgesamt einfach zu unkonstant spielten und zu viele Niederlagen einstecken mussten. So konnte sich das Team nie richtig auf den ersten sechs Plätzen etablieren. Als die Mannschaft schließlich eine Serie von vier Siegen schaffte, folgte kurz darauf eine Serie von vier verlorenen Spielen. Negativer Höhepunkt war ein deutliches 2:7 in Augsburg, bei dem die Schwaben die Adler förmlich auseinandernahmen.
Während die Mannschaft insgesamt in ihren Leistungen schwankte, war ein Spieler erneut die große Konstante im Spiel der Adler – Goalie Fred Brathwaite. Immer wieder sicherte der 38-Jährige mit überragenden Saves wichtige Punkte und Siege. Außerdem brachte der sympathische Kanadier viel Ruhe in die Abwehr. Umso erfreulicher ist für die Adler, dass der Klub den starken Torwart noch ein weiteres Jahr in Mannheim halten konnte.
Kampf um die direkte Playoff-Qualifikation
Obwohl Brathwaite sich in absoluter Topform präsentierte, verloren die Adler in der Tabelle weiter an Boden. Eine Niederlagenserie von sechs Spielen Ende Dezember, in denen die Mannschaft nur ganze neun Tore erzielte, ließ die direkte Playoff-Qualifikation in weite Ferne rücken. Das Management reagierte und verpflichtete mit Steven Reinprecht und Niko Dimitrakos gleich zwei NHL-erfahrene Stürmer. Reinprecht wurde aus Florida für den Rest der Saison ausgeliehen. Dimitrakos, ein US-Amerikaner griechischer Abstammung, kam vom schwedischen Erstligisten Modo nach Mannheim. Beide waren sofort Bestandteil der ersten Reihe und brachten viel Schwung. Es folgten fünf Siege in Folge, die die Adler wieder zurück in die Spur brachten.
Während sich die Liga gegen Ende der Vorrunde immer noch sehr ausgeglichen zeigte, kämpften die Adler weiter um die direkte Playoff-Qualifikation und damit um Platz Sechs. Doch auch ein frühes Saisonende wäre theoretisch noch möglich gewesen. Eine Situation, die bei Trainern und Spielern zu großer Anspannung führte. Doch die Adler blieben konzentriert und konnten in den letzten fünf Vorrundenspielen vier Erfolge feiern. Zu Platz Sechs reichte es dennoch nicht mehr. Im letzten Heimspiel der Vorrunde kassierten die Adler drei Minuten vor Ende noch den Ausgleich und gewannen erst im Penaltyschießen. Dieser eine verlorene Punkt fehlte am Ende für die direkte Qualifikation. Punktgleich mit Ingolstadt entschied am Ende das Torverhältnis zu Gunsten der Bayern.
Mit Selbstbewusstsein in die Pre-Playoffs
So ging's für die Mannschaft von Coach Harold Kreis also erneut in die Pre-Playoffs, in denen bereits die Thomas Sabo Ice Tigers warteten. Während die Nürnberger vier Niederlagen aus der Vorrunde mitbrachten, hatten die Adler mit drei Erfolgen in Serie viel Selbstbewusstsein getankt. Und das machte sich bezahlt. Im ersten Spiel in der SAP Arena gingen die Gäste zwar durch Fischhaber in Führung, doch Marcus Kink, Jame Pollock und Niko Dimitrakos drehten das Spiel. Baydas Anschluss zehn Sekunden vor Schluss kam für die Gäste zu spät. Es blieb beim 3:2 Heimerfolg der Adler, die damit in der Best-of-three-Serie mit 1:0 in Führung gingen.
In Spiel zwei in Nürnberg war das Team von Harold Kreis das klar bessere Team und hatte einige Chancen. Doch Nürnberg spielte zunächst effektiver und nutze seine wenigen Möglichkeiten optimal aus. Frosch und Beardsmore trafen, Dimitrakos hatte den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt. Mit 2:1 für die Ice Tigers ging's in das letzte Drittel. Doch dann münzten die Adler ihre deutliche Überlegenheit auch endlich in Tore um. Ein Doppelpack von Yannic Seidenberg brachte den Blau-Wie-Roten den 3:2-Sieg und damit den verdienten Viertelfinal-Einzug.
Adler im Playoff-Viertelfinale gegen die DEG
Im Playoff-Viertelfinale warteten die DEG Metro Stars auf die Adler. Das erste Spiel in der Best-of-five-Serie fand in Düsseldorf statt. Und es sollte ein überraschendes Ergebnis werden. Zunächst verlief aber alles, wie es die Experten vorausgesagt hatten. Die Metro Stars, klarer Favorit, spielten stark auf und hatten viele Möglichkeiten. Das erste Tor machten aber die Adler durch Niko Dimitrakos. Im zweiten Drittel drehten die Hausherren das Spiel durch Holland und Collins. Alles schien in die erwartete Richtung zu laufen. Doch dann kam der große Auftritt von Stürmer Mike Glumac. Mit drei Toren drehte der Kanadier das Match. Ronny Arendt, Yannic Seidenberg und Manuel Klinge legten noch nach und schossen am Ende ein überraschend deutliches 7:2 für die Adler heraus.
Allen Beobachtern war nach diesem Spiel klar, dass sich die DEG in Spiel zwei anders präsentieren würde. Der Beginn verlief noch optimal für die Adler. Scott King brachte sein Team früh in Führung. Andy Roach konnte zwar für die Metro Stars ausgleichen, doch Ronny Arendt traf zur erneuten Führung. Alles schien nach Plan zu laufen. Doch dann kam Courchaines Ausgleichtreffer, der das Spiel wieder egalisierte. Ein eigenes Überzahlspiel ging im Anschluss nach hinten los. Collins nutze die Chance zum Break und erzielte das spielentscheidende 3:2 für die DEG. Im letzten Drittel spielten die Adler zwar auf ein Tor, scheiterten aber an einem starken Jean-Sebastien Aubin im Kasten der DEG.
Zu viele Fehler
Match drei in Düsseldorf wurde zu einem Geduldsspiel. Insgesamt war das Spiel ausgeglichen und beide Teams hatten ihre Chancen. Beide Keeper zeigten sich in Bestform und ließen die Stürmer regelmäßig verzweifeln. Das Spiel wurde durch ein einziges Tor entschieden. Connor James erzielte es in der 28. Minute. Diesen Rückstand konnten die Adler nicht mehr drehen, auch wenn genug Chancen, besonders auch im Powerplay, vorhanden waren.
So kam es, dass die DEG schon in Spiel 4 den ersten Matchball hatte. Diesen Vorteil ließen sich die Cracks von Headcoach Jeff Tomlinson nicht nehmen und gewannen die einseitige Partie mit 5:2. Die Adler kamen zu keinem Zeitpunkt in dieses Spiel und leisteten sich zu viele Fehler, die die Gäste eiskalt nutzten.