Adler zeigen zwei Gesichter
Es waren hochklassige und spannende Spiele, die die Adler in den Playoffs 2009 lieferten. Die Stimmung der SAP Arena erinnerte in vielen Momenten an das große Jahr 2007, als den Mannen aus der Quadratestadt sowohl Pokal- als auch Meisterschaftsgewinn gelang. Ausgelassene Partystimmung auf den Rängen und begeisterndes Eishockey auf dem Eis. Der Höhepunkt war das erste Heimspiel im Halbfinale gegen die Berliner Eisbären, die von engagiert und couragiert spielenden Adlern mit 6:1 aus der Halle geschossen wurden.
Dass es am Ende allerdings nicht für den ganz großen Wurf, den Einzug ins Playoff-Finale reichte, lag an den beiden Auftritten in Berlins O2-World. In beiden Spielen unterlagen die Adler mit 0:4. Sie hatten zu viele Strafen genommen und waren mit ihren Chancen zu fahrlässig umgegangen, um den amtierenden Meister ernsthaft in Gefahr zu bringen. So kam es im vierten Halbfinale am 5. April vor ausverkaufter SAP Arena zum plötzlichen Saisonende. Mit 6:4 triumphierten die Berliner trotz eines 2:4-Rückstandes Mitte des zweiten Drittels und zogen so am Ende auch verdient ins Endspiel ein, das sie auch in diesem Jahr wieder für sich entscheiden konnten.
Schwacher Vorrundenschlussspurt – Starker Playoff-Auftakt
Gegen die Sinupret Ice Tigers im Viertelfinale hatten die Adler noch das bessere Ende auf ihrer Seite. Mit 4:1-Siegen setzten sie sich in der Best-of-seven-Serie gegen die Franken durch. Gleich zum Auftakt setzten die Adler mit einem 5:0-Sieg ein Ausrufezeichen, das in dieser Form nur die wenigsten erwartet hatten. Denn mit sechs Niederlagen aus sieben Spielen hatten sich die Adler aus der Vorrunde verabschiedet. Nach der 2:5-Pleite in Köln kam es zur Trennung von Headcoach Dave King. Mit Teal Fowler übernahm sein Assistent das Team und verlor gleich im ersten Match mit 0:3 gegen die Hamburg Freezers. Doch die Adler behielten dennoch den vierten Platz, der in den Playoffs Heimrecht bedeutete.
Von den Panthern aus Ingolstadt konnte Greg Thomson als Co-Trainer für die Playoffs gewonnen werden. Knapp zwei Wochen hatten die beiden Coaches Zeit, um aus den Adlern ein Playoff-Team zu formen, das sein Potenzial ausschöpft. Teal Fowler stellte das System um, ließ die Cracks wieder offensiver agieren und gab jedem Einzelnen mehr Freiheiten auf dem Eis. Die kleinen Korrekturen bewirkten große Veränderungen. Die Fans trauten ihren Augen nicht. Das 5:0 im Auftaktmatch des Viertelfinales war das beste Spiel, das 2009 in der SAP Arena zu sehen war. Zwar gab es in Nürnberg zwei Tage später einen kleinen Rückschlag, der sich allerdings nur auf das Ergebnis bezog. Einen Zwei-Tore-Rückstand nach dem ersten Drittel drehten die Hausherren im Mittelabschnitt in eine 5:2-Führung. Fünf Tore in einem Drittel, das gibt es selten. Aber genau daraus schöpften die Adler neues Selbstbewusstsein. Denn von sechs Dritteln gegen die Ice Tigers hatten sie nur ein einziges verloren, vier gewonnen und eines unentschieden gestaltet.
Dieses neue Selbstbewusstsein spielten die Adler in den folgenden drei Partien aus. Spiel drei in Mannheim ging knapp mit 3:2 an die Hausherren, die überlegener spielten als es das Ergebnis auszudrücken vermochte. Hochklassig verlief die zweite Partie in Nürnberg, die die Adler mit 2:1 gewinnen konnten. Jason Jaspers in Überzahl und Tomas Martinec erzielten die beiden Treffer, während Fred Brathwaite 44 Nürnberger Schüsse parieren konnte. Schneller als gedacht marschierten die Adler also Richtung Halbfinale. Exakt mit demselben Ergebnis mit dem sie in das letzte Finalspiel 2007 beendet hatten, beendeten sie auch 2009 die Serie gegen die Sinupret Ice Tigers - 5:2. Jason King, Michael Hackert und Pascal Trepanier hatten bis zur 24. Minute eine schnelle 3:0-Führung herausgeschossen, die als Grundlage reichte, um das Spiel souverän nach Hause zu spielen.
Berliner Hürde war nicht zu überwinden
Mit den zwei tollen Heimspielen im Halbfinale gegen den Topfavoriten aus Berlin konnten die Adler am Ende einer schwierigen Saison nochmals viele Sympathien zurückgewinnen und sich mit dem Publikum in der SAP Arena aussöhnen. Alles in allem war die gesamte Saison sicherlich verbesserungswürdig, aber die Basis, die in den Playoffs gelegt worden ist, wollen die Adler auch in der neuen Spielzeit 2009/10 nutzen, um wieder oben anzugreifen.
Marcus Kuhl hat zusammen mit Daniel Hopp eine Mannschaft zusammengestellt, die den enteilten Eisbären Berlin Paroli bieten soll. Die Meisterschaft 2007 ist inzwischen endgültig Vergangenheit, die Adler blicken wieder nach vorne. Dies macht auch der Schnitt im Kader des fünffachen DEL-Meisters deutlich. Zehn Abgängen stehen inklusive der Förderlizenzspieler Marc El-Sayed und Matthias Plachta elf Neuzugänge gegenüber. Mit René Corbet hat ein langjähriger und verdienter Spieler die Adler verlassen, neue Identifikationsfiguren gilt es nun aufzubauen.