Adler mit zu vielen Schwächen
Als die Saison 2007/08 begann, hallte den meisten Fans und wohl auch Spielern und Verantwortlichen noch der Jubel der zurückliegenden Saison in den Ohren. Der Gewinn der Vorrunde, des Pokals und als Höhepunkt die deutsche Meisterschaft machte ein wenig satt und erwies sich im Nachhinein als zu schweres Pfund. Der Last der Titelverteidigung schienen die Cracks von Greg Poss und Teal Fowler, dem Meistertrainer-Gespann, in keiner Phase der Saison gewachsen. Holprig die Vorbereitung, ernüchternd der Saisonstart.
Niederlagen zu Beginn beförderten die Adler in die ungewohnte Position des Tabellenkellers, doch glaubten Spieler und Trainer an eine schnelle Wende zurück zum Erfolg. Als im Pokal schon in der zweiten Runde das Aus folgte, war die Mission der ersten Titelverteidigung schon im September gescheitert. Im weiteren Verlauf der Vorrunde wechselten sich Siege und Niederlagen in stetiger Reihenfolge ab, ein Mittelfeld-Platz war das Ergebnis um die Weihnachtszeit, als die kurze Ära Greg Poss endete. Ein peinliches 4:7 in der ausverkauften SAP Arena gegen Aufsteiger Wolfsburg zwang die verantwortlichen Personen zum Handeln.
Dave King wird neuer Trainer
Mit Dave King übernahm ein international renommierter Coach die Truppe und konnte gleich beim traditionsreichen Spengler Cup in Davos ein Ausrufezeichen setzen. Das mit internationalen Spitzenclubs gespickte Turnier beendeten die Adler auf dem hervorragenden dritten Platz. In der Liga folgte nun auch die beste Phase und kurzzeitig schnupperten die Adler sogar nochmal an den Top-Vier-Plätzen, die allerdings am Ende doch knapp verpasst wurden.
So kam es zum brisanten Viertelfinal-Duell gegen die Kölner Haie. In Spiel eins in der Kölnarena konnten sich die Haie zwar bis zur 43. Minute einen komfortablen 4:0-Vorsprung herausarbeiten, doch die Adler gaben nicht auf, kamen nochmal auf 3:4 heran, schafften aber die Wende nicht mehr. Diesen Serienrückstand glichen die Adler in Partie Nummer zwei gleich wieder aus. Mit 2:1 nach Toren von Tomas Martinec und Rick Girard fuhren die Adler am Gründonnerstag einen wichtigen Sieg ein.
Ein bislang einmaliges Spektakel
Die beiden ersten Spiele der Best-Of-Seven-Serie sollten jedoch nur ein Vorgeschmack auf das sein, was sich am Ostersamstag dann in der Kölnarena ereignete. Die DEL hatte vor den diesjährigen Playoffs das Penalty-Schießen abgeschafft, sodass bei unentschiedenem Spielstand so lange verlängert wird, bis eines der beiden Teams ein Tor erzielt. Die Haie und die Adler hatten um 17:30 Uhr begonnen und sich nach regulärer Spielzeit 4:4 getrennt. Die Verlängerung also musste die Entscheidung in Spiel drei bringen. In der Regel fällt eine Entscheidung in der ersten Verlängerung, doch nicht an jenem Samstag.
Beide Teams verausgabten sich Zusatzdrittel um Zusatzdrittel. Chancen gab es auf beiden Seiten zur Genüge, doch beide Goalies wollten an diesem Abend keine weiteren Treffer mehr zulassen. So dauerte das bislang in Deutschland einmalige Spektale fast 169 Spielminuten oder neun Drittel, bis endlich die Entscheidung fiel. Kölns Philip Gogulla warf alle Kraft in den finalen Schuss und schickte Akteure wie Zuschauer um 0:09 Uhr am Ostersonntag nach Hause.
Wieder eine Verlängerung
Bereits zwei Tage später ging es nach diesen Strapazen weiter. In der SAP Arena trafen sich beide Teams zu Spiel 4. Alle Spieler, die noch gut 36 Stunden zuvor völlig erschöpft vom Eis fuhren, waren wieder mit von der Partie und boten den 13.600 Zuschauern in der ausverkauften SAP Arena ein spannendes Spiel, das abermals in der Verlängerung entschieden werden musste. Erst neun Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit war Tomas Martinec der Ausgleichstreffer zum 3:3 gelungen und jeder dachte, dass dieser Treffer den Adlern einen psychologischen Vorteil verschaffen könnte. Doch die Haie ließen sich nicht beirren, spielten konsequent ihr Spiel weiter und nach sechs Minuten und zehn Sekunden war es Todd Warriner, der die Haie zum so wichtigen Auswärtssieg schoss. Mit einem Serienrückstand von 1:3 fuhren die Adler zum fünften Spiel nach Köln und hatten eine Überraschung parat.
Im Tor der Mannheimer stand nicht die etatmäßige Nummer eins, Adam Hauser, der einen nervösen Eindruck hinterlassen hatte, sondern Youngster Danny Aus den Birken. Headcoach Dave King wollte alles versuchen, um die Wende doch noch zu schaffen. Doch trotz einer hervorragenden Partie Aus den Birkens verloren die Adler am Ende deutlich mit 1:4. Es war das einzige Spiel der Serie, in dem mehr als ein Tor Differenz den Ausschlag gegeben hatte.
Die Serie gegen die Haie hätte ebenso gut für die Adler erfolgreich verlaufen können, waren es am Ende nur Kleinigkeiten, die den Unterschied ausgemacht hatten. Robert Müller auf Seiten der Haie spielte eine überragende Serie gegen seinen Ex-Club, während Adam Hauser nicht zu überdurchschnittlichen Leistungen im Stande war. Die Verletzungen von Francois Methot (Gehirnerschütterung in Spiel drei) und Jason Jaspers, der nach seinem doppelten Kieferbruch keine Spielpraxis hatte und mit Vollvisier dennoch alles versuchte, um dem Team zu helfen, konnten nicht kompensiert werden. Alles in allem waren die Adler in den ersten vier Spielen drei Mal das bessere Team, konnten diesen Vorteil aber nicht in einen Sieg ummünzen, weshalb die Haie am Ende verdient im Halbfinale standen.