Halbfinal-Aus
Den Pokal gewonnen, aber in der Meisterschaft im Halbfinale gescheitert. Die Saison 2002/03 war für die Adler Mannheim eine Spielzeit mit Höhen und Tiefen. Immer wieder mussten die Adler Rückschläge verkraften und insbesondere mit einer bis dato nie dagewesenen Verletztenmisere klarkommen.
Das Unheil nahm bereits im zweiten Eistraining seinen Lauf, als Jason Podollan und Wayne Hynes unglücklich zusammenprallten und der eigentlich als Goalgetter verpflichtete Podollan mit einer Gehirnerschütterung lange ausfiel. Als Podollan im Oktober wieder fit war, zeigte er jedoch, warum ihn Marcus Kuhl geholt hatte: Der Außenstürmer eroberte die Herzen der Fans im Nu, zeigte unglaublichen Zug zum Tor und spielte mit Körpereinsatz in den Ecken - Motto: Hart, aber fair.
Doch das Verletzungspech blieb den Adlern weiter treu. Von Saisonbeginn bis zu den Play-offs mussten die Mannheimer immer wieder Rückschläge hinnehmen. Mal fehlte Top-Center Devin Edgerton, mal musste Kapitän Stefan Ustorf passen. Zudem suchte René Corbet nach seinem Kreuzbandriss lange seine Form, wurde aber im Saisonverlauf immer stärker. Ergebnis des Adler-Verletzungs-Pechs: Kein einziges Match wurde mit dem kompletten Kader bestritten - wohl auch ein Grund dafür, dass am Ende in den Playoffs die Kraft fehlte, den ausgeglichenen Kölner Haien die Stirn zu bieten. Denn: In einer starken Viertelfinalserie hatten die Adler die Nürnberg Ice Tigers niedergehalten, überzeugten durch Kampf und Einsatz, mussten aber auch zugleich alles geben. Das Team zeigte die von Bill Stewart immer wieder eingeforderte "Leidenschaft". Dennoch zogen Adler-Management und Trainer die Verletztenmisere und den unglücklichen Saisonverlauf nicht als Entschuldigungsgrund heran - gratulierten den Haien fair zum Weiterkommen.
Playoff-Aus trübt Pokalsieg
Leidenschaft und Stärke offenbarten die Kurpfälzer auch im erstmals ausgetragenen Pokal-Wettbewerb, den die Adler durch einen Sieg bei eben jenen Kölner Haien gewannen. Diese Leistung ist umso höher einzustufen, da die Adler auf dem Weg ins Finale teilweise mit einem durch Jungadler aufgefüllten Kader antreten mussten und dabei so hochkarätige Gegner wie die Berliner Eisbären aus dem Wettbewerb warfen. So freute sich die komplette Mannschaft denn auch über den Erfolg im Pokal. Kapitän Stefan Ustorf: "Der Pokal hat zwar noch nicht so einen hohen Stellenwert wie beispielsweise im Fußball, dennoch ist es schön, einen Titel zu gewinnen." Selbsverständlich konnte dieser Erfolg später nicht die Enttäuschung des Ausscheidens in den Playoffs wettmachen.
Aber es bleiben auch nicht ganz so positive Erinnerungen an der Saison 2002/2003 hängen. So waren insbesondere die Fans mit der Leistung ihrer Lieblinge auf dem Eis in der Doppelrunde nicht immer einverstanden. Sie pfiffen und ließen in einigen Spielen ihrem Unmut freien Lauf. Die Mannschaft reagierte daraufhin verärgert, Kapitän Stefan Ustorf wandte sich in einem offenen Brief an die Fans, stellte klar, dass das Team immer alles versuchen würde, es eben im Sport aber auch Tage gäbe, wo einfach nichts zusammenliefe. Die Fans nahmen es zur Kenntnis, blieben jedoch in vielen Partien auch weiterhin auffällig zurückhaltend. Der Funke auf dem Eis sprang zu selten auf die Ränge über. Vielleicht lag es auch daran, dass in der Kurpfalz die Ansprüche traditionell hoch sind - und dass das Team 2002/2003 diesen nicht ganz gerecht werden konnte. Doch auch die großen Bayern im Fußball hatten schon schlechtere Jahre, kamen zurück und waren am Ende wieder da, wo sie sich am liebsten sehen: Ganz oben! Am Ende der Spielzeit stand somit mit Vorrundenplatz vier die schlechteste Platzierung der Adler unter Coach Bill Stewart.
Danny aus den Birken feiert DEL-Debüt
Einer der absoluten Höhepunkte der Saison, sowohl in negativer Hinsicht als auch in positiver, war ganz sicher das Match gegen die DEG Metro Stars im Dezember. Zum einen bleibt dabei eine legendäre Massenschlägerei mit 277 Strafminuten durch Schiedsrichter Frank Awizus aus Berlin im Gedächtnis, als sich beinahe alle Spieler auf dem Eis prügelten, zum anderen bleibt das spektakuläre DEL-Debüt von Jungadler Danny aus den Birken im Gedächtnis. Weil Ersatz-Goalie Dimitri Pätzold in den USA weilte und Mike Rosati mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe das Eis verlassen musste, wurde aus den Birken ins kalte Wasser geworfen. Und er schwamm sich frei. Seine Kameraden kämpften bis zum Letzten für ihn und sorgten dafür, dass der Youngster keinen Treffer mehr kassierte. "Ich war schon tierisch aufgeregt", gestand aus den Birken nach dem Match und nach zahlreichen von den Fans im Friedrichspark geforderten Ehrenrunden.
Die Saison 2002/2003 - sie war auch in Sachen Neuverpflichtungen eine diskutable. So enttäuschten vor allem zwei mit hohen Erwartungen geholte Verteidiger. Während der Amerikaner Nick Naumenko immerhin des Öfteren sein Potenzial andeutete und - wie das komplette Team - auch viel Pech hatte, war der Norweger Anders Myrvold gewiss die Enttäuschung der Saison. Der Mann mit NHL-Ambitionen fand in Mannheim nie zu seiner Form, war ein Fremdkörper und musste in den Playoffs folgerichtig oft zuschauen. Ein absoluter Gewinn in der Defensive war dagegen Chris Joseph. Der ehemalige NHL-Verteidiger, erst kurz vor Saisonbeginn von Marcus Kuhl geholt, strahlte eine unglaubliche Coolness und Ruhe aus, seine Fehlerquote tendierte gen Null. Im Sturm überzeugte vor allem der bereits erwähnte Jason Podollan. Die Nationalspieler Klaus Kathan und Tomas Martinec kamen nach einer Eingewöhnungszeit immer besser zurecht. Gleiches gilt für Mike Kennedy, dessen Punkteausbeute am Ende einigermaßen in Ordnung war.
Alles in allem war man im Mannheimer Lager mit der Saison 2002/2003 nur bedingt zufrieden. Bill Stewart legte die Messlatte selbst sehr hoch - alles andere als eine DEL-Finalteilnahme war für ihn nicht zufriedenstellend. Diese blieb aus. Grund genug, gemeinsam mit Manager Marcus Kuhl und Co-Trainer Rico Rossi die Saison zu überdenken und entsprechende Schlüsse daraus zu ziehen.